Restaurierung von sechs Gemälden der Museen der Stadt Bamberg

Museen der Stadt Bamberg

Die Stadt Bamberg besitzt eine große, kunsthistorisch sehr wertvolle, im 20. Jahrhundert wenig beachtete Gemäldesammlung. Die 1838/39 gegründete Städtische Kunst- und Gemäldesammlung (heute Museen der Stadt Bamberg) gehört zu den ältesten Museen Deutschlands.

Im Rahmen der Katalogisierung der niederländischen Malerei wurde der komplette Gemäldebestand nochmals aktuell und kritisch durchgesehen; dabei wurden einige stark vernachlässigte Gemälde „entdeckt“, bei denen akuter Handlungsbedarf besteht. Zwei bis drei dieser Gemälde werden Eingang in den Niederländerbestandskatalog finden. Es handelt sich um sechs sehr unterschiedliche Gemälde, alle von sehr guter bis guter Qualität, die dringend gereinigt, gefestigt und konserviert werden müssen.

Das größte und wichtigste Gemälde ist hier der bisher Jan van Huchtenburgh zugeschriebene Kampf bei einer Belagerung. Es stammt aus der Sammlung des Museumsgründers Joseph Hemmerlein und gehört somit zu den frühesten Zugängen der Gemäldesammlung. Aber auch die lange etwas stiefmütterlich behandelten Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Sammlung der Museen der Stadt Bamberg sind sehr qualitätvoll: so das Gemälde von Wilhelm Theodor Nocken, Landschaft mit Königssee und die Gebirgslandschaft von August von Löhr, Mühlsturzhörner bei Ramsau. Die Jagdszene (Hirsch wird von vier Hunden angefallen) von Wenzel Ignaz Brasch von vor 1761 ist in diesem Genre durchaus beachtenswert und mehr als durchschnittlich. Über Brasch weiß man (noch) wenig; zählt zu den unbekannteren Malern in Franken; er stammt aus Böhmen und starb in Schwabach bei Nürnberg. Aus dem Bestand des kunstsinnigen geistlichen Vorbesitzers Heunisch erwarb die Stadt Bamberg für die Städtischen Kunstsammlungen einige ihrer Spitzenstücke (darunter die Sintflut von Hans Baldung Grien). Im Zuge der Behandlung des Niederländerkatalogs zeichnet sich ab, dass die Zigeuner im Wald eine Neuzuschreibung erfahren könnte. Das höchst spannende Gemälde mit einem seltenen Sujet ist bisher einem nicht aufspürbaren Maler namens B. Giyrsti zugeschrieben. Von einer Restaurierung erhoffen wir uns zusätzliche Erkenntnisse über den Künstler. Schließlich ist noch das Portrait Prinzregent Luitpold von Bayern zu behandeln: ein sehr repräsentatives Amtsstubenporträt, eine Kopie nach Kaulbach, über dessen künstlerische Herkunft auch noch Aufschluss zu erlangen sein wird.

Abbildungen:
1 August von Löhr
Gebirgslandschaft, Mühlsturzhörner bei Ramsau, 1878

2 Jan van Huchtenburgh
Kampf bei einer Belagerung, 1698

3 Wilhelm Theodor Nocken
Landschaft mit Königssee, 2. Hälfte 19. Jh.

4 Portrait Prinzregent Luitpold von Bayern, unbekannt

5 B. Giyrsti
Zigeuner im Wald

6 Brasch, Wenzel Ignaz
Jagdszene: Hirsch wird von vier Hunden angefallen, vor 1761

© Museen der Stadt Bamberg

Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen

Ernst von Siemens Kunststiftung Corona Förderlinie