Restaurierung und Konservierung eines bedeutsamen Plakatbestandes von 120 Plakaten der Kunstsammlungen Chemnitz

Kunstsammlungen Chemnitz

Seit der Erfindung der Lithografie entwickelte sich das Plakat ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert zum bildmächtigsten Massenmedium. Noch heute gilt das Plakat trotz digitaler Medien als eine der wirksamsten Formen der Werbung. Die so genannten Affichen lösten vor allem in Frankreich um 1900 eine Welle der Begeisterung (Affichomanie) und künstlerischer Produktivität aus, von der ganz Europa erfasst wurde. In der Folge entstanden Plakate für Kultur, Unterhaltung und Kommerz, aber auch für politische Propaganda.

Mit dem Erwerb bedeutender Plakate von Jules Chéret, Paul Berthon, Eugène Grasset, Henri Privat-Livemont, Walter Crane, Walford Graham Robertson, Alfons Mucha, Henry van de Velde und William Carqueville und der umfangreichen Plakatsammlung von Hans Sachs legte der Chemnitzer Kunstgewerbeverein den Grundstock für den heute auf 6.500 Positionen angewachsenen Plakatbestand der Kunstsammlungen Chemnitz.

Die Ausstellung »Achtung Werbung!« (27.11.2021– 13.2.2022) der Kunstsammlungen Chemnitz am Theaterplatz zeigt einen repräsentativen Querschnitt der schönsten Plakate aus der Belle Epoque bis in die 1960er Jahre. Neben den wichtigsten Druckereien sind sowohl die Pioniere als auch die führenden Künstler der Plakatkunst vertreten. Auf diese Weise wird ein wichtiges Stück Sammlungsgeschichte erschlossen und erlebbar gemacht. Kern der Schau bilden 120 Plakate zu den Themen Reisen, Sport, Bücher, Zeitschriften, Politik, Veranstaltungen, Ausstellungen, Industrie, Nahrungs- und Genussmittel, Mode, Kosmetik, Theater, Film, Musik, Kabarett, Zirkus, Zoo, Kaufhäuser, Schiffe, Autos und Eisenbahn.

Aufgrund der Aufbewahrungsform der überwiegend sehr großen, über 100 Jahre alten Formate und ihrer physischen Eigenschaften zeigt ein Großteil des Sammlungsbestandes verschiedenste Lager- und Alterungsschäden. Das regelmäßige Hantieren der in Stapeln aufbewahrten Plakate, die häufig verwendeten säurehaltigen Papiere und das Fehlen geeigneter präventiv-konservatorischer Maßnahmen führten in der Vergangenheit zu Rissbildungen, Verfärbungen, Ausbrüchen, Fehlstellen und der Gefährdung des Bestandes als Ganzen. Mit der restauratorischen und konservatorischen Maßnahme im Rahmen der Corona-Förderlinie konnten die Plakate nunmehr einer aufwendigen Restaurierung unterzogen und wieder angemessen präsentiert, aber auch gelagert werden.

 

Abbildungen:

1 Restauriertes Plakat von Giovanni Battista Carpanetto, Torino, 1902, Kunstsammlungen Chemnitz, Inv. Nr. P-KR 675, © Kunstsammlungen Chemnitz, Foto: Katja Liedloff.

2 Vorzustand des Plakates – Detail mit losen Flächen und Farbverlusten, © Kunstsammlungen Chemnitz, Foto: Katja Liedloff

3 Rückseitige Abnahme der Shirting-Kaschierung, © Kunstsammlungen Chemnitz, Foto: Katja Liedloff

4 Einsetzen der zahlreichen Fragmente, © Kunstsammlungen Chemnitz, Foto: Katja Liedloff

5 Restauratorin Katja Liedloff während der Arbeit an der Rückseite eines Plakates, 2021, Foto: privat

»Vielen Dank für das großzügige und unbürokratische Hilfsangebot, freiberufliche Restaurator:innen eine finanzielle und damit existentielle Absicherung während der Pandemie zu ermöglichen. Auf diese Weise bin ich mit dem herausragenden Chemnitzer Plakatbestand hautnah in Kontakt gekommen, der in seiner Überlieferung und Qualität faszinierend ist.«

Katja Liedloff, B.Sc. Restauratorin

Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen

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