Restaurierung und Holzartenanalyse eines griechischen Holzsarkophags aus Abusir in Ägypten, 4. Jh. v. Chr.

Museum August Kestner

Der hölzerne Sarkophag stammt aus einer kleinen Nekropole östlich der Pyramide des Niuserre im antiken Busiris (Abusir, Ägypten). Dieses Areal wurde von 1902 bis 1904 von Ludwig Borchardt, dem Entdecker der Nofretete, untersucht. Dabei wurden 31 griechische Bestattungen des 4. Jhs. v. Chr. entdeckt. Über die Deutsche Orientgesellschaft (DOG) gelangte der Sarkophag 1904 in das damalige Kestner-Museum.

Die griechischen Gräber enthielten u.a. Holzsarkophage sowohl in anthropoider als auch Truhenform, zu der auch der Sarkophag des Museum August Kestner gehört. Von den insgesamt neun truhenförmigen Sarkophagen verblieben nach Abschluss der Ausgrabungen zwei in Kairo. Sechs kamen nach Deutschland und wurden an Museen in Berlin (2 Ex.) sowie Leipzig, Bonn, Heidelberg und Hannover verteilt. Der Verbleib eines weiteren Sarkophags ist unbekannt. Der Sarkophag in Hannover ist neben dem des Akademischen Kunstmuseums in Bonn das einzige komplett erhaltene Exemplar aus den Grabungen der DOG.

Der Hannoversche Sarkophag wurde innerhalb der Ziegelsteinvermauerung einer Mastaba entdeckt. Als gewisses Kuriosum wurden die Beine abgesägt und neben dem Sarkophag bestattet. Im Sarkophag selbst befand sich zum Zeitpunkt der Aufdeckung noch der in Binden gewickelte, männliche Leichnam. Er ruhte mit dem Kopf auf einem mit Holzspänen gefüllten Kissen. In die Leichenbinden waren Mohnkapseln eingewickelt (wahrscheinlich in rechter Hand haltend). Außerhalb des Sarges sicherten die Ausgräber ein Paar Lederschuhe. Unter dem Sarg fanden sich noch die Überreste eines Lederbeutels sowie Fragmente von roten, gelben und braunen Filzbinden. Bedauerlicherweise hat sich von Befunden nichts erhalten. Es ist davon auszugehen, dass sie wahrscheinlich nie nach Hannover gelangt sind.

Ziel der Restaurierung war es in erster Linie, den Sarg wieder in einen, seinen Bestand sichernden Zustand zu bringen. Dazu gehörte die Reinigung, das Befestigen abgefallener Bauteile sowie das Festigen schwach gebundener Farbfassungen. Im Zuge der konservatorischen Maßnahmen wurde der Holzsarg ebenfalls technologischen Untersuchungen unterzogen. Bei einer restauratorischen Behandlung können viele technologische Details entdeckt und protokolliert werden, die helfen, solch ein seltenes Objekt mit sowohl altägyptischen, als auch mit griechischen Bezügen kulturell einzuordnen. Die mikroskopische Holzartenbestimmung und die Pigmentanalyse sind eine sinnvolle Ergänzung der Beobachtungen zu Werktechnik und Werkzeugspuren.

Abbildungen:
1 Ausschnitt aus der HAZ – Hannoversche Allgemeine Zeitung
2 Frau Dr. Siebert, Kuratorin der Antikensammlung des Museum August Kestner vor dem Sarkophag
3 Pressetermin am 3. Februar 2021 im Museum August Kestner mit Redakteur Simon Benne und Fotograf Tim Schaarschmidt von der HAZ – Hannoversche Allgemeine Zeitung und Frau Dr. Siebert, Kuratorin der Antikensammlung des Museum August Kestner.
4 Sarkophag
5 Frau Dr. Siebert

© Museum August Kestner

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