Restaurierung eines Gemäldes von Anton Graff, Porträt des Johann Georg Palitzsch, 1768

Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Mathematisch-Physikalischer Salon, Albertinum

Das zu den bürgerlichen Frühwerken von Anton Graff zählende Bildnis zeigt den in Dresden seinerzeit umtriebigen, in verschiedenen Disziplinen tätigen Johann Georg Palitzsch (Dresden 1723 – 1788 Dresden). In kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, musste er zunächst die Landwirtschaft erlernen, ehe er sich als Hobbyastronom seiner eigentlichen Leidenschaft widmen konnte. Er (wieder-) entdeckte den Halleyschen-Kometen, wurde Berater des jungen Kronprinzen Friedrich August (III.) und dilettierte in der Botanik. Der Künstler porträtiert Palitzsch veristisch mit hoher Stirn und schütterem Haar: diese Art der Darstellung, ein wahrhaftiges Bild des – auch einfachen – Menschen zu zeigen, mitunter auch mit seinen unschönen Details, entwickelt sich erst in den 1770-er Jahren. Das Bildnis des „Bauernastronomen“ Palitzsch im Mathematisch-Physikalischen Salon war so bekannt, dass es 1782 als Vorlage für einen weit verbreiteten Porträtstich von Christian Gottfried Schulze diente. Für die Wissenschaftsgeschichte Dresdens ist Palitzsch von großer Bedeutung, da er als weitgehender Autodidakt im Zeitalter der Aufklärung trotzdem hohe Anerkennung erlangte. Der Mathematisch-Physikalische Salon, der seine Ursprünge in der kurfürstlichen Kunstkammer des 16. Jahrhunderts hat, besitzt so ein herausragendes Sinnbild auch der individuellen bürgerlichen Forschung.
Um Pinselduktus und ursprüngliche Farbigkeit des sehr qualitätvoll gearbeiteten Gemäldes wieder deutlich authentischer in Erscheinung treten zu lassen, beinhaltet das Restaurierungskonzept in erster Linie eine Firnisabnahme, die behutsame Reduktion vorangegangener Maßnahmen sowie eine Stabilisierung und Konservierung der Malschicht.


»Die Restaurierung dieses prominenten Porträts ist eine großartige Chance für die kunsttechnologische Erforschung der Maltechnik Anton Graffs und ein deutlich positiver Impuls für die Kontinuität unserer wissenschaftlichen Arbeit in außergewöhnlichen Zeiten.«

Michael Jaroschewski, Leiter der Restaurierungswerkstatt des Mathematisch-Physikalischen Salons


Abbildung:
Anton Graff, Bildnis Johann Georg Palitzsch, um 1778, Öl auf Leinwand, 78 x 61 cm
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden

»Kunst erhalten ist die Profession sowie das Bekenntnis als Restaurator/in und natürlich unser beruflicher Alltag. Dank der EvSK bleibt dieser Alltag auch in der Zeit der Pandemie möglich. Ich freue mich auf die Restaurierung eines Bildnisses für den Mathematisch Physikalischen Salon Dresden, vom wohl bedeutendsten Porträtisten des 18. Jh., Anton Graff.«

Diplom-Restauratorin Kathleen Hohenstein

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