Restaurierung des Gemäldes "Im Garten des Burgkellers" von Oskar Zwintscher, 1893

Stadtmuseum Meißen

Mit dem Gemälde „Im Garten des Burgkellers“ besitzt das Stadtmuseum Meißen eines der wenigen frühen realistischen Werke des Künstlers, die sich in musealem Besitz befinden. Das Genrebild ist 1893 entstanden und einer akademischen Darstellungsweise verpflichtet. Nichts kündet von der rasanten stilistischen Entwicklung, die der junge Maler in jenen Jahren beschreiten sollte, hin zu einem eigenwilligen, malerischen Symbolismus, der ihm einen Ruf als Professor für Malerei an die Dresdner Kunstakademie 1904 einbrachte.

Dargestellt ist die Sommerterrasse eines Meißner Restaurants in unmittelbarer Nähe der Albrechtsburg, hoch über der Stadt. Der Turm der Frauenkirche am Markt und die Dächer der Meißner Altstadt sind zu sehen. An der Brüstung stehen sich ein junger Mann und eine junge Frau gegenüber. Unter der begrünten Pergola ist ein beleibter Herr in einem Nickerchen versunken – eine Pause nach dem gemeinsamen Imbiss. Diese Szenerie ist ausgesprochen atmosphärisch: Der Himmel ist blau, die Luft diesig. Bäume und Sträucher blühen, es gibt Bowle, Erdbeertorte und Aschkuchen. Dem Sonnenstand nach ist es ein Vormittag im Frühsommer. Die junge Dame hat soeben einen weiß blühenden Blumenstrauß in Empfang genommen und blickt schüchtern auf ihr Gegenüber: Es ist Adele Ebelt, eine Meißner Handwerkertochter und Oskar Zwintschers zukünftige Ehefrau sowie der Künstler selbst, die sich hier gegenüberstehen. Neben der Meißner Altstadt mit den charakteristischen roten Dächern und dem weiten sommerblauen Himmel wird vor allem Adele zu dem zentralen Motiv in Zwintschers Werk werden. Zeigt er sie in folgenden Gemälden oft entrückt und stilisiert, ist es im Meißner Frühwerk kein Bild einer femme fragile – sondern der erste bekannte bildliche Eindruck von Adele selbst, den wir uns bei der Betrachtung machen können.

Dem Meißner Frühwerk des Künstlers gebührt ein zentraler Platz in der ständigen Ausstellung des Stadtmuseums. Momentan gibt es offensichtliche Schäden, darunter verfärbte Retuschen von fremder Hand im Bereich des Himmels, einige lose Malschichten und einen schadhaften Schmuckrahmen. Die Gemäldekonservierung und Schmuckrahmenrestaurierung soll diese und weitere Schäden beheben und das Gemälde in einen ausstellbaren Zustand versetzen.

Abbildungen:
1 Dipl.-Restauratorin Sylvia Ciesielski
2 Oskar Zwintscher (1870-1916), Im Garten des Burgkellers, 1893, Öl auf Karton, doubliert, 67 x 87 cm, bez. u.l.: O. Zwintscher fec. 1893, Stadtmuseum Meißen, Inv. Nr. 2435
3 Linda Karohl-Kistmacher, Leiterin des Stadtmuseum Meißen
© Stadtmuseum Meißen

»Dank der Förderung können wir endlich die notwendigen Restaurierungsmaßnahmen an Oskar Zwintschers Meißner Burgkellergartens durchführen lassen. Wir sind stolz, das Gemälde bald sicher und ohne dunkle Flecken auf dem wunderbar blauen Sommerhimmel unseren Besucherinnen und Besucher wieder in der ständigen Ausstellung zeigen zu können. Einen herzlichen Dank an die Ernst von Siemens Stiftung!«

Linda Karohl-Kistmacher, Leiterin des Stadtmuseum Meißen

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