Konservierung der Sammlung historischer Glas-Dias und -Negative von Oskar Bolle „Märkische Vorträge“, um 1905-1920

Stadtmuseum Berlin

Der fotografische Nachlass des Berliner Schriftstellers und Kunstfotografen Oskar Bolle (*unbek. – †1929 Berlin) umfasst insgesamt ca. 1.200 Glas-Dias und -Negative im Großformat 9x12 cm, darunter ca. 880 handkolorierte Diapositive. Es handelt sich um das Lichtbild-Material seiner „Märkischen Vorträge“, die er seit 1905 im Hörsaal des Königlichen Kunstgewerbe-Museums und anderen großen Sälen mit bis zu 1200 Zuschauern hielt. Bolle nutzte seine Bilder ausschließlich für diese Vorträge und publizierte sie nicht anderweitig. Das Material ist heute völlig unbekannt und damit ein ungehobener Schatz, der zudem großes Forschungspotenzial zur Geschichte der Region Berlin-Brandenburg und der Geschichte der Fotografie hat. Insbesondere die kolorierten Dias tragen starke Spuren des Gebrauchs während der Projektion aber wie die Negative auch Zeichen der jahrzehntelangen Lagerung in den Original-Holzkartons. Die Folgen schlechter
klimatischer Bedingungen auf dem Dachboden des Märkischen Museums bzw. der Auslagerung während des Krieges und mehrerer Umlagerungen in den Jahrzehnten danach sind auffällig. Die Papierversiegelungen wie Beschriftungen haben sich gelöst, sind teilweise nicht mehr vorhanden. Staub und andere Partikel haben sich über 100 Jahre an Gläsern und Beschriftungen abgelagert, durch defekte Versiegelungen gelangte er auch an die besonders sensible Innenseite der Dias mit der fotografischen Gelatineschicht und der feinen Kolorierung. Einige Gläser sind gebrochen. Der aktuelle Zustand ist eine Gefahr für den weiteren Erhalt dieser bedeutenden Sammlung.

»„Noch nie gesehen“ werden wir sagen können, wenn das Werk des vergessenen Kunstfotografen Oskar Bolle nach 100 Jahren wieder in seinen Farben erstrahlt. Gerade in dieser schwierigen Zeit, in der wir Fernreisen missen, werden seine restaurierten Glasbilder daran erinnern, dass die Schönheit der Welt direkt vor der Haustür beginnt. Der erste Fotografen-Nachlass, den das Stadtmuseum Berlin erwarb, wird nun, nach 100 Jahren, auch als erster umfassend konserviert. Die EvS-Stiftung ermöglicht damit eine Pionierarbeit für die seit 1874 gewachsene Fotosammlung mit ihren heute mehr als eine Million Bildern.«

Paul Spies, Vorstand und Direktor des Stadtmuseums Berlin und Chef-Kurator des Landes Berlin im Humboldt Forum

Abbildungen:
1 Fotorestauratorin Kerstin Bartels
2 Paul Spies, Vorstand und Direktor des Stadtmuseums Berlin und Chef-Kurator des Landes Berlin im Humboldt Forum © Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt
3 Foto-Kästen und Negativschachteln aus dem Nachlass Oskar Bolle © Stadtmuseum Berlin I Foto Dorin Ionita
4 Oskar Bolle, Die Lausitz. 44. [Marktplatz mit Kirche], Berlin, 1910-1915, s-w Diapositiv, handcoloriert. zum Schutz der Fotoschicht mit einer zweiten Glasscheibe versehen und mit Papierstreifen verklebt., 9,00 cm x 12,00 cm
5 Oskar Bolle, Die Lausitz. 56. [Tagebau], Berlin, 1910-1915, s-w Diapositiv, handcoloriert. zum Schutz der Fotoschicht mit einer zweiten Glasscheibe versehen und mit Papierstreifen verklebt., 9,00 cm x 12,00 cm
6 Oskar Bolle, Die malerische Spree 30. Branitz, Berlin, 1910-1915, s-w Diapositiv, handcoloriert. zum Schutz der Fotoschicht mit einer zweiten Glasscheibe versehen und mit Papierstreifen verklebt., 9,00 cm x 12,00 cm
7 Oskar Bolle, Die malerische Spree 79. Müggelberge, Berlin, 1910-1915
s-w Diapositiv, handcoloriert. zum Schutz der Fotoschicht mit einer zweiten Glasscheibe versehen und mit Papierstreifen verklebt., 9,00 cm x 12,00 cm
Reproduktion: Oliver Ziebe, Berlin
8 Oskar Bolle, Auf dem Großschiffahrtwege von Berlin nach Stettin 88. bei Stolpe
Berlin, 1910-1915, s-w Diapositiv, handcoloriert. zum Schutz der Fotoschicht mit einer zweiten Glasscheibe versehen und mit Papierstreifen verklebt., 9,00 cm x 12,00 cm
9 Oskar Bolle, Auf dem Großschiffahrtwege von Berlin nach Stettin 58. Am Liebenstein bei Hohenfinow
Berlin, 1910-1915, s-w Diapositiv, handcoloriert. zum Schutz der Fotoschicht mit einer zweiten Glasscheibe versehen und mit Papierstreifen verklebt., 9,00 cm x 12,00 cm



»„Noch nie gesehen“ werden wir sagen können, wenn das Werk des vergessenen Kunstfotografen Oskar Bolle nach 100 Jahren wieder in seinen Farben erstrahlt. Gerade in dieser schwierigen Zeit, in der wir Fernreisen missen, werden seine restaurierten Glasbilder daran erinnern, dass die Schönheit der Welt direkt vor der Haustür beginnt.«

Paul Spies, Vorstand und Direktor des Stadtmuseums Berlin und Chef-Kurator des Landes Berlin im Humboldt Forum

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