Grauzonen – Nürnberger Künstler:innen im Nationalsozialismus. Ausstellungsprojekt in der Kunstvilla in Nürnberg

Kunstvilla im KunstKulturQuartier, Nürnberg

Im Mittelpunkt der geplanten Ausstellung stehen die Künstler:innen Willy Bloss, Jakob Dietz, Irma Goecke, Eitel Klein, Max Körner, Erich Kohout, Ria Picco-Rückert, Luis Rauschhuber, Georg Weidenbacher und Hermann Wilhelm, deren Werdegang besonderer Recherchen bedarf. Anhand dieser Künstlerpersönlichkeiten werden exemplarisch verschiedene Wege aufgezeigt, die es ermöglichten, in der Zeit des Nationalsozialismus künstlerisch tätig zu sein: von der vollständigen Anpassung bis zur Ausnutzung von Schlupflöchern. Ein Ausblick in die Nachkriegsjahre stellt die Frage nach Kontinuität oder Neubeginn nach 1945.

Der Gesamtbestand der zwischen 1933 und 1945 datierten Werke beträgt rund 350 Gemälde und Plastiken, von welchen jedoch ein Teil an noch nicht überprüften Standorten innerhalb der städtischen Verwaltung aufbewahrt wird oder der Verbleib bislang unbekannt ist. Ein weiteres Desideratum stellt die für das Jahr 1937 bekannte Beschlagnahmungsaktion innerhalb der städtischen Sammlungen dar, der eine Reihe von Werken Nürnberger Künstler:innnen und Künstler zum Opfer fiel. Weitere Verluste brachte die Bombardierung der Nürnberger Altstadt Anfang 1945. Da ein Teil der als zerstört betrachteten Werke nach dem Krieg wieder auftauchte, lohnt es sich, auch dem Verbleib der anderen Werke nachzugehen.

Das Ausstellungs- und Katalogprojekt verfolgt das Ziel, die Wissenslücke zu schließen. Auf erste Voruntersuchungen des Forschungsgegenstands müssen in einem ersten Schritt Standortrecherchen folgen. Der eruierte Bestand sollte sodann hinsichtlich seiner Provenienz untersucht werden. In diesem Zusammenhang sind die Erwerbungszusammenhänge besonders relevant. Im weiteren Fokus stehen allgemein die für die Nürnberger Künstler:innen wichtigen Funktionäre und sich daraus ergebende Netzwerke, im einzelnen ihre Ausstellungsteilnahmen und Teilnahmen an öffentlichen Wettbewerben, Beiträge zu Buchillustrationen in nationalsozialistischer Literatur sowie Illustrationen für die in Nürnberg ansässige Spieleindustrie.

Abbildungen:
1 Plakat zur Ausstellung

2 Andreas Bach
Kinder im Garten, 1931
Öl auf Leinwand
60 x 51 cm
Sammlung Kunstvilla
Foto: Annette Kradisch

3 Willy Bloss
Ursa, 1942
Gips, schwarz getönt
30 cm hoch
Sammlung Kunstvilla
Foto: Kunstvilla

4 Ria Picco-Rueckert
Stahlwerk im Bau (Reichswerke Hermann Göring), 1940
Öl auf Leinwand
80 x 100 cm
Sammlung Kunstvilla
Foto: Annette Kradisch

5 Georg Schott
Bildnis Lotte, 1938
Tempera auf Holz
55,5 x 43,5 cm
Sammlung Kunstvilla
Foto: Annette Kradisch

6 Georg Weidenbacher
Bildnis des Vaters, 1931
Öl auf Leinwand auf Holz aufgezogen
150,5 x 116 cm
Sammlung Kunstvilla
Foto: Annette Kradisch

© Kunstvilla im KunstKulturQuartier, Nürnberg

7 Dr. Andrea Dippel, Leiterin der Kunstvilla im KunstKulturQuartier der Stadt Nürnberg
Foto: James Edward Albright, Nürnberg

»Die unbürokratische Förderung ermöglicht die Fortführung eines Forschungsprojekts zur Nürnberger Kunst im Nationalsozialismus, das in 2022 in eine Ausstellung und einen Katalog münden soll. Beleuchtet werden die „Grauzonen“ des Kunstschaffens zwischen Anpassung und Widerstand. Vorgestellt werden einzelne Künstlerpersönlichkeiten anhand der städtischen Bestände. Das Projekt schließt eine wichtige Wissenslücke innerhalb der Nürnberger Kunstgeschichte.«

Dr. Andrea Dippel, Leiterin der Kunstvilla im KunstKulturQuartier der Stadt Nürnberg

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