Ende einer Parforcejagd von Johann Christian Fiedler, zweite Hälfte 18. Jahrhundert

Jagdschloss Kranichstein, Darmstadt

Das Jagdschloss Kranichstein ist ein einzigartiges Baudenkmal, dem gemeinsam mit seiner autochthonen und überaus „facettenreichen“ jagdlichen Sammlung der Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt die Anerkennung eines nationalen Denkmals mit überregionaler Bedeutung zukommt. Mit dem kulturhistorischen Schwerpunkt Jagd gehört das Museum Jagdschloss Kranichstein mit zu den bedeutendsten Jagdmuseen Europas.
Eine Besonderheit bildet die in Deutschland an nur wenigen weiteren Höfen betriebene Parforcejagd, die in Hessen-Darmstadt unter dem „Jagdlandgrafen“ Ludwig dem VIII. seine Blüte erlebte. Ganz nach dem Vorbild Ludwig XIV. in Frankreich wurde in Anlehnung an den Zentralismus Versailles ein 5 strahliger Schneisenstern geschaffen, dessen Wege durch den Wald alle auf das Rondell, das sogenannte Jagdtheatrum, des Jagdschlosses hinführen.
Das von Hofmaler Johann Christian Fiedler (1697-1765/1768) vermutlich unter der Mitarbeit von Johann Tobias Sonntag (1716-1774) angefertigte Monumentalgemälde „Ende einer Parforcejagd“, das nun konservatorisch und restauratorisch behandelt werden wird, dokumentiert ein Jagdereignis zu Ehren des Markgrafen von Baden anlässlich der Anbahnung einer Hochzeit mit der einzigen Tochter Ludwig VIII., der späteren Markgräfin von Baden, Karoline Luise von Hessen-Darmstadt. Das Bild ist eines der herausragendsten Zeugnisse des Hauses Hessen-Darmstadt als Beispiel der Bedeutung der Jagd im höfischen Kontext ihrer zeremoniellen Inszenierung und ihres Stellenwertes im diplomatischen Miteinander der regierenden Fürsten.

Im Jagdschloss Kranichstein gehen die Gestaltung des Waldes, die Schlossarchitektur und die jagdlichen Objekte eine Verbindung ein, die die Bedeutung der fürstlichen Jagd im 18. Jahrhundert augenscheinlicher nicht darstellen kann. Eines der zentralen Objekte, das "Ende einer Parforcehof Jagd", das sich im eigens für diese Jagdart gebauten Zentrum des Schlosses befindet, dem Rondellsaal, ist in einem erbärmlichen Zustand und dringend restaurierungsbedürftig. Die Stiftung Hessischer Jägerhof, die das Museum Jagdschloss Kranichstein betreibt, ist aus eigener Kraft, gerade in dieser Krise, nicht imstande, die finanziellen Mittel für die Restaurierung eines solchen Bildes aufzubringen. Deshalb freuen uns sehr, dass es uns die Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht, das Monumentalgemälde zu restaurieren und damit den Dreiklang aus Landschaft, Architektur und Kunst zu erhalten. Besonders freuen wir uns aber, dass wir Diplom Restaurator Markus Döll, der immer wieder für unser Haus freiberuflich gearbeitet hat, mit der Restaurierung beauftragen können. Er wird die Restaurierungsarbeiten vor Ort in der Art einer offenen Restaurierungswerkstatt durchführen.

Onno Faller, Leiterin Museum Jagdschloss Kranichstein

Abbildung:
1 Johann Christian Fiedler, Ende einer Parforcejagd
2 Markus Döll, Dipl. Restaurator, Foto: Eva Urbank
© Museum Jagdschloss Kranichstein, Foto: Heinz Hefele

»Die großformatige Darstellung einer berittenen Jagdgesellschaft, hat als raumverbundenes Gemälde einen intimen Bezug zum historischen Ausstellungsraum. Über Jahrzehnte ist eine komplexe Schadenssituation entstanden, welche endlich, Dank der Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, konservatorisch und restauratorisch bearbeitet werden kann. Die Maßnahmen können nur in-situ erfolgen. Neben einer deutlichen Verbesserung der Ablesbarkeit wird vor allem die nachhaltige Konsolidierung des historischen Bestandes angestrebt.«

Markus Döll, Dipl. Restaurator

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