Dürer für Berlin - Eine Spurensuche

Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin

Das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz gehört mit über 120 Originalzeichnungen und dem kompletten druckgraphischen Werk in besonders qualitätvollen Exemplaren zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen der graphischen Werke Albrecht Dürers (1471–1528). Dieser zeichnerische und druckgraphische Bestand bietet ein hervorragendes Fundament für Präsentationen zu Leben und Werk dieses Hauptmeisters der deutschen Kunst, wie sie in den letzten Jahren an mehreren Orten stattgefunden haben und aktuell stattfinden (etwa in Wien 2019/20, Aachen 2021 und London 2021/2022). Gleichzeitig bietet der Bestand aber auch die Möglichkeit, eine spezifisch Berliner Fragestellung zu verfolgen, nämlich dem kulturellen Klima und den durchaus politischen Beweggründen nachzugehen, die im 19. Jahrhundert zur Anlage der außerordentlichen Berliner Sammlung geführt haben.

Die Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 traf mit dem 400. Geburtstag von Albrecht Dürer (1471–1528) zusammen. Seine immer präsente Rolle als Fixstern der deutschen Kunst machte ihn zu einer nationalen Identifikationsfigur, die sich außergewöhnlich gut zur Festigung eines Einheitsgefühls im neu gegründeten, weiten Reichsverband mit der Hauptstadt Berlin eignete. Neue Verbindungen zwischen Metropole und Meister konnten vor allem über Dürers Werke geschaffen werden. Und so fanden in teils spektakulären Ankäufen Zeichnungen und Drucke aus ganz Europa ihren Weg in das Kupferstichkabinett. Erwerbungen, Ausstellungen, Reproduktionen und Publikationen verbanden bald wichtige Teile des Dürerwerks und die Dürerforschung mit der Hauptstadt des Kaiserreiches.

Anhand von rund 130 grafischen Werken und Handzeichnungen Albrecht Dürers aus dem eigenen Bestand verfolgt die Ausstellung den sehr wechselvollen Aufbau der Sammlung, von 1831 bis hin zur Wiederzusammenführung der kriegsbedingt geteilten Kupferstichkabinette am Berliner Kulturforum im Jahr 1994.

Informationen zur Ausstellung (12.05.2023 bis 27.08.2023) finden Sie hier und hier.

Abbildungen

1 Albrecht Dürer, Herkules am Scheidewege, Kupferstich, 33,0 x 23,0 cm, um 1498. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 4543-1877 © bpk / Kupferstichkabinett, SMB / Dietmar Katz

2 Albrecht Dürer, Ein Goldschmied aus Mecheln (Stefano Capello?), Feder in Braun, 16,0 x 10,1 cm, 1520. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, KdZ 4009 © bpk / Kupferstichkabinett, SMB / Jörg P. Anders

3 Dr. Silvia Massa © Foto: Federica Parisi

»Archivalien sind ein wichtiger Baustein für die Rekonstruktion der Biografie von Kunstwerken: unter welchen Umständen wurden sie gesammelt, kamen sie ins Museum? In den letzten beiden Jahren hat die Pandemie den Zugang zu wichtigen Quellen in Archiven enorm erschwert. Dank der großzügigen Zuwendung kann ich nun meine Detektivarbeit fortsetzen und wichtige Dokumente zu Albrecht Dürers Druckgraphik und Zeichnungen aus dem Berliner Kupferstichkabinett erforschen. Die Ergebnisse meiner Arbeit werden für unsere große Dürer-Ausstellung und den begleitenden Katalog von zentraler Bedeutung sein.«

Dr. Silvia Massa, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Kupferstichkabinett – Staatliche Museen zu Berlin

Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen

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