Digitale Erschließung von Flugblättern der Frühen Neuzeit

Kupferstichkabinett, Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig

Das Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums (HAUM) verfügt über eine der umfassendsten und ältesten Sammlungen frühneuzeitlicher Druckgraphik. Die hier bewahrten ca. 130.000 Blatt wurden mehrheitlich von den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel zusammengetragen.
Unter www.virtuelles-kupferstichkabinett.de sind allein aus dem HAUM mehr als 70.000 hochaufgelöste Digitalbilder mit Datensätzen von beträchtlicher Erschließungstiefe, unter Verwendung von Normdaten und mit vielfältigen Verlinkungen abrufbar. International gilt das Virtuelle Kupferstichkabinett als beispielgebende Internetressource für die graphischen Künste. Eine empfindliche Lücke in der systematischen Erschließung bildet eine Sondersammlung, in der sich die Funktionen frühneuzeitlicher Druckgraphik, namentlich ihre spezifische Bildrhetorik, weite Verbreitung und hohe gesellschaftliche Relevanz in besonderer Weise verdichtet: den Flugblättern des 16. bis 18. Jahrhunderts, insgesamt 838 Blätter. In den kommenden Jahren möchte das HAUM aus diesem Bestand (neben der Graphik von Bruegel, Hogarth und Goya) zu schöpfende Ausstellung zur polemischen Bildsatire zeigen. Um die wissenschaftliche Arbeit mit dieser Sammlung im Vorfeld der geplanten Ausstellung zu ermöglichen, sollen die bereits identifizierten 301 Blätter der Spezies satirischer Schmähbilder zeitnah einer digitalen Basis-Erschließung im Virtuellen Kupferstichkabinett unterzogen werden.

Abbildungen:
1 Der Juden zukünftiger Messias
2 Narrenkonzert
3 Satire auf Luther und Catharina von Bora
4 Dr. Regine Nahrwold, Bearbeiterin des Projekts, und Prof. Dr. Thomas Döring, Leiter des Kupferstichkabinetts, mit zwei Flugblättern aus dem digital zu erschließenden Bestand
© Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig/ Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Fotowerkstatt

»Für die rasche Bewilligung des beantragten Projekts zur digitalen Katalogisierung von 300 satirischen Flugblättern der Frühen Neuzeit sind wir der Ernst von Siemens Kunststiftung in Zeiten coronabedingter Einschränkungen ungemein dankbar – erfüllt dieses Vorhaben doch einen doppelten Zweck im Sinne der Förderlinie: einen wertvollen Lückenschluss innerhalb unserer Online-Forschungsdatenbank „Virtuelles Kupferstichkabinett“ und eine Basis für die Beschäftigung einer auf diesem Feld sehr erfahrenen kunstwissenschaftlichen freien Mitarbeiterin.«

Prof. Dr. Thomas Döring Leiter des Kupferstichkabinetts, Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig

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