Ausgehfein. 3 Gemälde von Modersohn-Becker, Kerkovius und Gerhardi werden wieder ausstellungsfähig gemacht

Märkisches Museum Witten

Für das Jahr 2021 plant das Märkische Museum Witten eine Ausstellung nur mit den Künstlerinnen aus dem eigenen Besitz, die wichtige sammlungshistorische Bezüge aufarbeitet. Die drei Gemälde der Künstlerinnen Paula Modersohn-Becker, Ida Kerkovius und Ida Gerhardi sind zentrale Werke innerhalb der geplanten Präsentation.

Ida Gerhardi (1862 in Hagen - 1927 in Lüdenscheid) ist eine wichtige Künstlerin des ausgehenden 19. Jahrhunderts und frühen 20. Jahrhunderts. Sie war lange Zeit in Paris tätig, wo sie mit Künstlern wie Auguste Rodin, Käthe Kollwitz oder Aristide Maillol befreundet war. Einer ihrer Mäzen war Karl Ernst Osthaus, der 1902 in Hagen mit dem Folkwang Museum eines der ersten Museen für zeitgenössische Kunst gründete. Ida Gerhardi war insbesondere im Bereich der Porträtmalerei sehr erfolgreich. Das Selbstbildnis ist im Jahr 1903 in Paris entstanden. Es zeigt die Künstlerin selbstbewusst aber auch in sich gekehrt in einem violetten Kimono vor einem grünen Vorhang. Es ist eines von mehreren Selbstporträts, in den sich Gerhardi immer wieder selbst in ihrer Position als selbstständige und erfolgreiche Malerin inszeniert.

Ida Kerkovius (1879 in Riga - 1970 in Stuttgart) war Bauhausschülerin. Wie viele andere Künstler*innen der Avantgarde wurde sie während der NS-Zeit als entartet diffamiert. Fast ihr gesamtes Schaffen vor 1945 wurde durch einen Atelierbrand zerstört. Das Stillleben mit Pferdchen aus dem Jahr 1951 zeigt ein Stoffpferdchen, dass sie als Kinderspielzeug während ihrer Bauhauszeit entwarf. Die Werke von Kerkovius zeichnen sich durch ein abstrahierendes Zusammenspiel von Farbflächen und Formen aus, das sie später weiter perfektioniert und das sich auch in ihren grafischen Arbeiten sowie in ihren Glasfenstern (z.B. Stuttgarter Rathaus) zeigt.

Paula Modersohn-Becker (1876 in Dresden - 1907 in Worpswede) ist eine der bedeutenden Künstlerinnen des Expressionismus. In ihren Gemälden entwickelte sie einen besonderen, eigenständigen Malstil, der die Reduktion der Form zugunsten der Eigenständigkeit der Farbe hervorhebt. Das Werk Bäuerin mit Kind aus dem Jahr 1902
zeigt die bei Modersohn-Becker immer wieder auftauchende Beziehung von Frau und Kind und stellt wahrscheinlich eine Bäuerin aus Worpswede dar.

Abbildungen:
1 Ida Gerhardi, Frauenbildnis / Selbstporträt, 1903, Öl auf Leinwand, 90 x 80 cm
2 Ida Kerkovius, Stillleben mit Pferdchen, 1951, Öl auf Leinwand, 51 x 61 cm
3 Paula Modersohn-Becker, Bäuerin mit Kind / Großmutter mit Kind, 1902, Öl-Tempera auf Pappe auf Leinwand, 86,5 x 70,5 cm
4 Diana Vogel (li.) und Martian Kerkhoff (re.), Foto: Fotostudio de-studio.ruhr
© Märkisches Museum Witten, Foto 1 u. 3.: Thomas Kerstens

»Wir sind sehr dankbar in dieser schwierigen Zeit, in der viele Aufträge weggefallen sind, eine so schnelle und hilfreiche Unterstützung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung erhalten zu haben. Wir freuen uns, drei Gemälde bedeutender Künstlerinnen aus dem Besitz des Märkischen Museum Witten, bearbeiten zu dürfen.«

Dipl.-Restauratorinnen Kerkhoff + Vogel GbR, Bochum

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