Restaurierung zweier Augsburger Wandspiegel, Johann Valentin Gevers, 1729/30
Bayerisches Nationalmuseum, München
Die 1993 in Verrechnung von Erbschaftssteuer vom Haus Thurn und Taxis erworbenen großen Wandspiegel gehörten zur kostbaren Ausstattung des Assemblée-Zimmers im Regensburger Palais der Fürsten von Thurn und Taxis, dem Freisinger Hof. Ursprünglich waren sie wohl für das Brüsseler Palais der Thurn und Taxis bestimmt, über dessen Einrichtung sonst nur wenig bekannt ist.
Seit der Eröffnung des Zweigmuseums des Bayerischen Nationalmuseums 1998 hängen die beiden Spiegel frei im Hauptsaal des sogenannten Thurn und Taxis – Museums in Regensburg. Sie sind nicht durch einen Schutzlack vor Anlaufen geschützt und sind über zwanzig Jahren deutlich sulfidiert. Dieser naturgemäß inhomogen ablaufende Prozess führt zu einem fleckigen, ungepflegten Erscheinungsbild.
Restaurierungsziel ist die Wiederherstellung der vom Goldschmied differenziert gestalteten Objektoberfläche. Durch den Gegensatz zwischen der Hochglanz-Politur der exponierten Partien und dem durch die Anwendung verschiedener Punzen matten Erscheinungsbild der zurückliegenden Flächen gewinnt das das eigentlich flache Relief große Plastizität. Besonders im giebelförmigen Aufsatz wird das Repertoire der Oberflächenbearbeitung im durch Laub- und Bandelwerk gegliederten Relief voll genutzt.
Abbildungen:
1-2 Zwei silberne Wandspiegel, Johann Valentin Gevers, Augsburg, um 1729/30 München
Bayerisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. 93/54.1-2 (ausgestellt im Zweigmuseum „Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis“, Regensburg)
3 Dipl.-Restauratorin Ariane Brückel und Dipl.-Restaurator Robert Schweizer
4 Porträt Dr. Frank Matthias Kammel, Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums
Foto: Dipl.-Restaurator Joachim Kreutner
© München, Bayerisches Nationalmuseum
„Ich bin sehr glücklich, dass die Restaurierung der beiden bedeutenden Augsburger Wandspiegel nun verwirklicht werden kann. Dass diese raren Stücke wieder in ihrer ganzen Pracht erscheinen werden, erfreut die Museumsleute schon jetzt und nach der Vollendung der Maßnahme darüber hinaus viele Kunstfreunde und Besucher. Ich bin der Ernst von Siemens Kunststiftung für diese Unterstützung außerordentlich dankbar, zumal sie in zweifacher Weise eine besondere Wirkung erzielt: Die Erhaltung wertvollen Kulturguts wird mit der Unterstützung von Fachkräften in für Selbständige sehr schweren Zeiten verbunden. Das ist mehr als eine gute Idee! “
Dr. Frank Matthias Kammel, Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums
Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen