Reinigung von zwei Reliefs aus dem 16. Jahrhundert

Museum Bückeburg für Stadtgeschichte und Schaumburg-Lippische Landesgeschichte

Bei den zu bearbeitenden Objekten handelt es sich um zwei geschnitzte Reliefs mit dem Titel ‚Altar-Schnitzerei (groß)‘ und ‚Altar-Schnitzerei (klein)‘, die Szenen aus dem Martyrium der Heiligen Agnes darstellen. Die Maße der Altar-Schnitzerei (groß) betragen 93,5 cm x 58,5 cm x 9,5 cm, die der Altar-Schnitzerei (klein) 52,5 cm x 29,4 cm x 9,5 cm. Beide Objekte wurden aus einem hellen Laubholz gearbeitet und zeigen Reste der originalen polychromen Fassung. Bei dem Ensemble handelt es sich um das auf ca. 1520 zu datierende Flügelretabel der ehemaligen St. Agnes-Kirche in Steinbergen, Rinteln. Die Werkstatt beider Objekte wird im Weserraum vermutet. Durch einen Vergleich mit weiteren Reliefs aus der Region ist die Schnitztechnik als sehr qualitätvoll anzusehen. Die Reste der Fassung stellen aufgrund ihrer Originalität und ihrer zahlreichen, unterschiedlichen Techniken ein bedeutendes Zeitzeugnis dar.

Die gesamte Oberfläche des Objektes ist von teils extrem spannungsreichen Festigungsmitteln bedeckt, die zu großflächigen Abhebungen der Fassung vom Träger
geführt haben. Die nur noch rudimentär vorliegende Fassung wurde buchstäblich abgesprengt und hebt sich vom Träger ab. Die Festigungsmittel dienten einst der Fassungs- undTrägerkonsolidierung des stark von holzzerstörenden Insekten beschädigten Objektes und wurden im Rahmen früherer Konservierungen aufgebracht. Der Fokus der vorzunehmenden Maßnahmen liegt somit auf der Abnahme der spannungsreichen, aufliegenden Festigungsmittel, um die originale und bedeutsame Fassung am Objekt Altar-Schnitzerei (klein) zu bewahren. Nach der Abnahme ist eine partielle Konsolidierung des zum Teil durch den Schadinsektenfraß geschwächten, hölzernen Trägers notwendig. Eine Fassungskonsolidierung ist nach der Abnahme der Festigungsmittel dringend erforderlich.

Abbildungen:

1 Altar-Schnitzerei, 1520, 52,5 cm x 29,4 cm x 9,5 cm, helles Laubholz.

2-3 Restauratorin Viola Vollmer bei der Arbeit

»Dank der unbürokratischen Unterstützung ist es möglich, zwei qualitätsvolle Fragmente eines Flügelalters um 1520 aus dem Schaumburger Raum restaurieren zu lassen. So können sie in der neuen Dauerausstellung des Museums adäquat präsentiert werden. Besonders freuen wir uns, mit der Aufgabe die Restauratorin Viola Vollmer zu betrauen. Wir unterstützen damit den Berufseinstieg einer Restauratorin, die sich in ihrer Masterarbeit bereits mit den Objekten befasst hat.«

Dr. Anke Twachtmann-Schlichter
Leiterin, Museum Bückeburg für Stadtgeschichte und Schaumburg-Lippische Landesgeschichte

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