Zwei Spitzenstücke fürs Bauhaus-Museum Weimar: Möbel von Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich

Bauhaus-Museum Weimar

 

Mies van der Rohe

Seit Mitte der 1990er Jahre hat ein Düsseldorfer Privatsammler eine weltweit einzigartige Kollektion an Möbeln des Architekten und Designers Ludwig Mies van der Rohe aufgebaut, die er mit Stücken von dessen Partnerin Lilly Reich und seinem Assistenten und Büroleiter Eduard Ludwig komplementieren konnte. Das angebotene Sammlungskonvolut besteht aus 35 Positionen. Im Unterschied zum Gros der Mies-Arbeiten in Museen weltweit, hat der Düsseldorfer bei den Stücken seiner Sammlung stets auf nachweisbare, einwandfreie Provenienzen geachtet.

Zu den Spitzenstücken der Sammlung gehört etwa der „Barcelona-Sessel“ aus dem Jahr 1929, der nur in wenigen Exemplaren (vielleicht fünf oder sechs) nachweisbar ist, die tatsächlich aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammen. Dies konnte das am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München beheimatete DFG-Forschungsprojekt zu Mies van der Rohe belegen. Die meisten, heute öffentlich gezeigten Exemplare stammen aus der Produktion der Firma „Knoll International“. Das Düsseldorfer Exemplar dagegen stammt aus dem Nachlass von James Johnson Sweeney (1900-1986), der als Kurator am Museum of Modern Art und als Direktor am Solomon Guggenheim-Museum in New York tätig war.

Weiterer Höhepunkt der Sammlung ist das „Daybed“ Mies van der Rohes von 1929, das aus dem Eigentum seiner Tochter stammt. Von diesem Ruhemöbel sind weltweit nur zwei Exemplare bekannt. Zu diesem Stück gehört eine von Lilly Reich entworfene und gewebte Tagesdecke, die wiederum aus dem Nachlass von Eduard Ludwig stammt. Die Decke wurde vermutlich nie oder nur selten genutzt und hat sich in außerordentlicher Frische der Farben erhalten.

Von herausragender Bedeutung sind überdies Möbelstücke aus dem Haus Tugendhat in Brünn. In der Sammlung befindet sich der unikale Schreibtisch des Hausherrn, Fritz Tugendhat, mit einem zugehörigen Stuhl, eine Sitzgruppe mit Glastisch aus dem Arbeitszimmer des Unternehmers sowie das zugehörige von Lilly Reich entworfene Bücherregal.

Erste Qualität besitzt auch die Möblierung des Speisezimmers von Mies für das Haus Esters in Krefeld, die aus einem Esstisch und acht Stühlen besteht. Hinzu kommen weitere Einzelstücke, teils aus dem Nachlass von Lilly Reich, teils aus dem Nachlass von Eduard Ludwig.

Ergänzt wird diese als Dauerleihgabe an die Klassik Stiftung Weimar gelangte Gruppe von dem Nachlass Eduard Ludwigs mit hunderten Positionen, wertvollen Büchern (teils mit dem Stempel des Büros von Mies), Katalogen, Prospekten und einer weitgehend geschlossenen Dokumentation zum Oeuvre von Mies und von Eduard Ludwig selbst. Von besonderem Wert in diesem Kontext ist eine umfangreiche Fotoserie, die den Entwurfsprozess von Mies vom Beginn der 1920er Jahre bis hin zu seiner Übersiedlung in die USA dokumentiert.

Abbildungen:
1 Ludwig Mies van der Rohe
Barcelona Chair, 1929

2 Lilly Reich
Humidor, 1939

© Bauhaus-Museum Weimar