Zwei Kommoden (B. Vanrisamburgh)

Residenz München / Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Das Kommodenpaar des Pariser Kunstschreiners Bernard Vanrisamburgh ist Teil eines bedeutenden Ensembles von Pariser Luxusmöbeln, das Kurfürst Carl Albrecht von Bayern (reg. 1726-1745) in Paris um 1731 für den Münchner Hof bestellte. Die Möbelbestellung des Kurfürsten, die an verschiedene Werkstätten vermittelt wurde, umfasste fünfzehn Möbelstücke, wovon sich acht durchgängig bis heute an ihrem Bestimmungsort in München befinden. Mittels kleiner, französisch beschrifteter und durchnummerierter Lieferetiketten, die sich auf den Möbeln der Bestellung erhalten haben, konnte der historische Auftrag rekonstruiert und die Zugehörigkeit des Kommodenpaars, mit dem nun zehn Möbel des Auftrags wiedervereint sind, ermittelt werden. Mit den wertvollen Pariser Möbeln der Bestellung zeichnete der Kurfürst die wichtigsten Räume seiner Appartements in der Residenz und in Schloss Nymphenburg aus.

Entsprechend ihrer Entstehungszeit um 1731/33 sind die zweischübigen Kommoden durch einen schweren, straff geformten Korpus mit markantem Schwung der vorderen Ecken charakterisiert. Auch die Verwendung von Königsholz als edlem, exotischem Furnierholz – geometrisch versetzt als Diamantschliffmuster – ist typisch für das beginnende Rokoko. Von außerordentlicher Qualität in Entwurf und Ausführung sind die Beschläge von feuervergoldeter und ziselierter Bronze, die in der für Vanrisamburgh typischen Weise aus ornamentalen und vegetabilen Elementen phantasievoll komponiert sind. Dazu gehören die kräftigen Eckbronzen und der filigrane Beschlag der Zarge aus mit Muschelwerk besetzten C-Bögen, die ganz vegetabil aufgelösten Schubladengriffe und die raffinierten Schlossbeschläge in Form gekreuzter Rohrdrommeln.

Mit dem Kommodenpaar wird die herausragende Sammlung französischer Möbelkunst des 18. Jahrhunderts der Münchner Residenz um zwei Spitzenstücke eines Meisters bereichert, der als bedeutendster Ebenist des französischen Rokoko gilt. Die nun elf Möbel umfassende Werkgruppe dieses Kunstschreiners setzt in der historischen Möblierung der Residenz einen wichtigen Akzent.

Brigitte Langer

Abbildung:  ©Bayerische Schlösserverwaltung Tanja Mayr/Maria Custodis, München

Bernard Vanrisamburgh
Zwei Kommoden
Paris um 1731/33
Furnier von Königsholz auf Eichenholzkorpus, feuervergoldete Bronzen, Marmorplatte der Sorte Griotte de Flandre
80 cm hoch, 141,5cm breit, 56,00 cm tief.
Residenz München, Bayerische Schlösserverwaltung