"Zwei Frauen (Frauen im Grünen)" von Karl Schmidt-Rottluff

Von der Heydt-Museum Wuppertal

Das Gemälde zählt zu einer kleinen Werkgruppe figürlicher Darstellungen im Gesamtwerk des Brücke-Künstlers, die 1914 entstand, und zeigt die Ausbildung eines für den Künstler neuen Stils. Im Dezember 1913 fand in der „Neuen Galerie“ in Berlin eine viel beachtete Ausstellung mit Werken von Picasso und afrikanischer Plastik statt. Man kann davon ausgehen, dass auch Karl Schmidt-Rottluff diese Ausstellung gesehen hat. Unter dem Einfluss des Gesehenen drang er 1914 zu einer neuen stereometrischen Gestaltungsweise vor, zu einer Formreduzierung, die den bisher auf der geschwungenen Linie aufgebauten Volumenstil ablöste.


Das Gemälde gehörte spätestens seit 1924 zur Sammlung des Erfurter Schuhfabrikanten und Mäzens Alfred Hess, eine der bedeutendsten Privatsammlungen moderner Kunst in Deutschland. Nach dem Tod des Sammlers 1931 wurde er von seinem Sohn Hans Hess beerbt. Die Sammlung wurde weiterhin von dessen Mutter Tekla Hess betreut. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurden die Familie Hess aufgrund ihrer jüdischen Herkunft rassisch verfolgt. Hans Hess emigrierte 1933 zunächst nach Frankreich und später nach Großbritannien. Seine Mutter folgte ihm im März 1939. Ein großer Teil der Kunstsammlung wurde im Sommer 1933 in die Schweiz transportiert. Im Frühjahr 1937 veranlasste Tekla Hess den Versand einiger Werke an den Kölnischen Kunstverein, darunter auch dieses Gemälde. Dort verlor seine Spur sich zunächst. Im April 1947 verkaufte es der Kölner Kunsthändler Aloys Faust an das Städtische Museum Wuppertal, das heutige Von der Heydt-Museum.


Für das Museum hatte der Ankauf 1947 programmatischen Charakter, da es der erste Ankauf eines expressionistischen Gemäldes nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war. Er markierte damit den Beginn der Bemühungen, die während der NS-Zeit durch die Beschlagnahmeaktion „Entartete Kunst“ erlittenen Verluste auszugleichen.
Dank einer gütlichen Einigung mit der Erbin nach Hans Hess kann das Gemälde in der Sammlung verbleiben. 2025 wurde es restituiert und im Anschluss erneut erworben.

Anna Baumberger

 

Abbildung: Zwei Frauen (Frauen im Grünen), 1911, Karl Schmidt-Rottluff

© Von der Heydt-Museum Wuppertal