Zwei Bücherschränke

Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Die „Dresdner Werkstätten für deutschen Hausrat“ wurden 1902 von Theophil Müller (1882 - 1945) in Dresden-Striesen mit dem Ziel gegründet, „wirklich brauchbare, solide gearbeitete und von Künstlern gestaltete Gegenstände ohne falschen Zierat“ (zit. Arnold 1982, S. 95) herzustellen. Als Entwerfer waren August Endell, Margarethe Junge, Max Alexander Nicolai und Gertrud Kleinhempel tätig; letztere hatte schon 1899 für das Vorgängerunternehmen, die „Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst Schmidt & Müller“, Entwürfe geliefert. Gertrud Kleinhempels Arbeiten sind nur in wenigen ausgeführten Werken überliefert. Umso wertvoller sind diese zwei, nach ihren Zeichnungen gefertigten Bücherschränke. Bislang waren keine originalen Ausführungen bekannt.

Die Türen der beiden handgearbeiteten Möbel sind jeweils nach rechts zu öffnen. Auf der Vorderseite erkennt man in den oberen Ecken dreiecksförmige Intarsienfelder aus dunkel gebeizter Eiche, die symmetrisch auf die Seitenwände übergehen. Der lineare Dekor wird auf den frontalen Türrahmen in Gestalt schmaler Rahmenleisten bis unterhalb der Glasfelder fortgeführt. Hier bildet den Hauptakzent ein aus Wellenlinien und senkrechten Verbindungsstegen ornamental gestaltetes Messingblech. Die segmentförmigen Füße - zusammenstehend bilden sie ein Halboval - korrespondieren mit der oberen Ecklösung der Intarsien. Die Bücherschränke konnten als Einzelobjekte oder aneinander gereiht aufgestellt werden. Hierzu wurden auch etwas niedrigere und in der Messingverzierung variierende Schränke angeboten. Die Bücherschränke bestechen als Beispiel der linearen Richtung des Dresdner Jugendstils vor allem durch ihre schlichte Grundform und die pointiert eingesetzten gestalterischen Details. Sie ergänzen den Bestand der von Gertrud Kleinhempel entworfenen Möbel im Dresdner Kunstgewerbemuseum, der Teile eines Schlafzimmers von 1901 sowie einen Vitrinenschrank von 1904 umfasst.

Claudia Valter

Abbildung:

Zwei Bücherschränke, Entwurf: Gertrud Kleinhempel, Dresden 1902, Ausführung: Werkstätten für deutschen Hausrat, Theophil Müller
©Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden