Ziborium, um 1340

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Das Ziborium, ein Gefäß zur Aufbewahrung der konsekrierten Hostien, zählt zu den bedeutendsten Beispielen oberrheinischer Emailkunst, die in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebte. Auf einem Sechspassfuß trägt ein mehrteilig geformter Schaft das Hostiengefäß mit pyramidalem Deckel, bekrönt von einer - später ergänzten - Kreuzblume. Sämtliche Flächen des Ziboriums tragen bildliche Darstellungen, die mit leuchtenden, durchsichtigen Schmelzen auf Silber in der Technik des Tiefschnittemails ausgeführt sind. Bei dieser Technik wird die Zeichnung in flachem Relief geschnitten und mit transluziden Glasflüssen überschmolzen.

Der Fuß zeigt sechs Szenen aus dem Neuen Testament, die nicht in chronologischer Reihenfolge geordnet sind: Verkündigung, Auferstehung Christi, Pfingsten, Kreuzigung, Abendmahl, Christus am Ölberg. Die Bildflächen des sechsteiligen Sockels sind mit sechs Apostelköpfen verziert; die Köpfe der anderen Apostel sind auf den Rotuli des Knaufes dargestellt. Sechs Emailtafeln bilden die Kuppa. Eine Schmelzplatte zeigt Christus mit der Hostie und dem Spruchband HOC.EST.CORPVS: MEVM, ein Hinweis auf die Funktion des Gefäßes. Auf den weiteren Bildern sind Maria mit Kind, die Ordenspatrone Benedikt und Bernhard von Clairvaux, Johannes der Täufer sowie die Dreifaltigkeit mit knieendem Stifter wiedergegeben. Auf dem Innenrand der Kuppa ist eine Inschrift graviert, die das Gefäß als Stiftung des Johannes Zenlin, der von 1336- 1353 Abt im Zisterzienserkloster Tennenbach bei Freiburg war, dokumentiert. Wahrscheinlich ist das Emailwerk um 1340 entstanden, da es in enger Verbindung mit dem 1341 von Zenlin beendeten Güterbuch des Klosters steht, das eine identische Stifterinschrift sowie eine Initiale mit dem Abt Johannes zeigt. Das Ziborium verblieb bis 1732 in Tennenbach und wurde dann mit dem Kirchenschatz in das Zisterzienserkloster Wettingen (Schweiz) gebracht. Später, zu einem bisher noch nicht bekannten Zeitpunkt, gelangte es in das Kloster St. Mang bei Füssen. Im Jahr 1803 schenkte der letzte Abt von St.Mang das Ziborium dem Hofkammerrat Köberlin, der es 1816 dem Fürsten zu Oettingen-Wallerstein verkaufte.

Renate Eikelmann

Abbildung:

Ziborium, Oberrhein, um 1340, Kupfer vergoldet, Silber, Email; Kreuzblume spätere Ergänzung, Höhe 34 cm
©Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg