Wassily Kandinsky, Probe- und Farbandrucke für das „Musikalische Album“, 1911

Schlossmuseum Murnau

Im Jahr 1913 erschien das „Musikalische Album“ mit dem Titel „Klänge“ im Piper-Verlag, München, in einer Auflage von 300 Exemplaren. Es enthält 38 Gedichte in Prosa sowie 44 schwarzweiße und 12 farbige Holzschnitte. Mit dieser der Dada-Kunst vorausgreifenden Dichtung und den Holzschnitten ist es ein bedeutendes Werk in der entscheidenden Phase der Jahre 1910-1912, in der Kandinsky den Weg konsequent abstrahierender Ausdrucksform beschritt. Das Werk bringt nicht nur die synästhetische Sensibilität Kandinskys, sondern ebenso seine intensive Beziehung zur Musik zum Ausdruck, die er auch in der Freundschaft mit den Komponisten Thomas von Hartmann und Arnold Schönberg betonte. So äußerte der Künstler: „Ich wollte nichts als Klänge bilden. Sie bildeten sich aber von selbst. Das ist die Bezeichnung des Inhaltes, des Inneren. (...) Alle Prosagedichte habe ich im Laufe der letzten drei Jahre geschrieben. Die Holzschnitte gehen bis in das Jahr 1907 hinauf. Die Zeit paßte die Form dem sich verfeinernden „Inhalt“ an.“

Zu den Holzschnitten gehören die Motive „Lyrisches“, „Zwei Reiter vor Rot“ (vgl. Abbildung), „Zwei Frauen in Mondlandschaft“, „Drei Reiter in Rot, Blau und Schwarz“, „Weißer Klang“, „Berge“, „Improvisation 7“, „Apfelbaum“, „Allerheiligen“ und „Landschaft mit Figuren und Kruzifix“. Nach einigen frühen Holzschnitten gestaltete Kandinsky einen bedeutenden Teil der Motive während des Sommers 1911 in Murnau, wie er in seinem Briefwechsel mit Gabriele Münter mehrfach berichtete, so zum Beispiel am 18. Juni 1911: „Ich habe schon den Holzschnitt fertig - Probedruck gut“. Und am 15. Juli heißt es: „Gestern habe ich endlich ganze 7 Entwürfe für kleine (I großes) Holzschnitte gemacht, die doch im Album noch fehlten“. Dieses aus Probe- und Farbandrucken sowie Textseiten bestehende Konvolut - darunter sechs Handabzüge von Wassily Kandinsky - gibt nun einen aufschlussreichen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Buchs „Klänge“, zumal sie zusätzlich mit Druckanweisungen des Künstlers versehen sind. Somit ist das Konvolut nicht nur von großer kunsthistorischer Bedeutung, sondern es steht unmittelbar mit dem Ort der Entstehung dieser Arbeiten in Zusammenhang.

Brigitte Salmen

Abbildung:

Wassily Kandinsky (1866-1944), Probe- und Farbandrucke für das „Musikalische Album“, Murnau, 1911
©Schlossmuseum Murnau