Tilman Riemenschneider, Die hl. Anna und ihre drei Ehemänner 1510

Staatliche Museen, Berlin

Die herausragende Gruppe der Heiligen Anna mit ihren drei Ehemännern zählt zu den wenigen eigenhändigen Werken des Würzburger Bildhauers Tilman Riemenschneider. Sie dürfte im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts, zwischen dem um 1505 datierten Marien-Retabel in der Herrgottskirche bei Creglingen und dem gegen 1510 angesetzten Heiligkreuz-Retabel in der Dorfkirche von Detwang bei Rothenburg ob der Tauber, entstanden sein.

Von dieser Gruppenkomposition haben sich offenbar noch zwei weitere Teilstücke von etwa gleicher Höhe erhalten, das eine mit Maria Kleophas und Alphaeus im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart (1994 aus der Sammlung des Fürsten zu Oettingen-Wallerstein erworben), das andere im Victoria and Albert Museum in London (bereits 1878 in Paris angekauft). Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei den drei Fragmenten einer Heiligen Sippe um Überreste der „taffeln uff sant Anna altar“ handelt, die der Rat von Rothenburg für die Marienkapelle auf dem Milchmarkt in Auftrag gegeben hatte. Das St. Annen-Retabel Riemenschneiders hat sicherlich noch bis zum Abbruch des Kapellengebäudes im Jahre 1805 existiert.

Die Gruppe wird künftig im Riemenschneider-Saal der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin im Bode-Museum zu sehen sein.

Prof. Dr. Arne Effenberger

Abbildung:

Tilman Riemenschneider, Die hl. Anna und ihre drei Ehemänner 1510
© Staatliche Museen, Berlin