Thomas Rehwendt d. Ä., Paar Kettenflaschen, vor 1681

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die noch während der Ära des Großen Kurfürsten entstandenen Kettenflaschen sind eine Arbeit des Goldschmiedes Thomas Rehwendt d. Ä., der in Berlins Schwesterstadt Cölln an der Spree ansässig war. Sie tragen das von Palmzweigen flankierte eingravierte große brandenburgische Staatswappen unter dem Kurhut. Da das Emblem des englischen Hosenbandordens, den der Große Kurfürst 1654 durch König Charles III. verliehen bekam, fehlt, und Goldschmied Rehwendt bereits 1681 als verstorben überliefert ist, war vermutlich dieses Flaschenpaar für den Kurprinzen Friedrich (1657-1713), den Erben Brandenburgs, bestimmt. Das früheste Silberinventar des Hauses Hohenzollern von 1715 führt unter den sechs verschiedenen Kettenflaschen-Paaren auf dem zweiten Silberbüffet im Tafelgemach König Friedrichs I. ein Paar ziervergoldeter Kettenflaschen auf, das das kurprinzliche Wappen trägt und wahrscheinlich mit den erworbenen Flaschen identisch ist.

Kettenflaschen - wie diese Gefäße schon in dem erwähnten Silberinventar bezeichnet werden - besitzen eine lange Tradition, die über die Pilgerflasche und die noch ältere Feldflasche bis in die Völkerwanderungszeit zurückreicht. An diese Tradition erinnert die abgeflachte Birnenform mit dem Drehverschluss. Die rudimentäre, nur mehr symbolische, an Löwenköpfen aufgehängte Kette weist auf die Kordel hin, mit der ursprünglich solche Flaschen über der Schulter getragen wurden. Kettenflaschen dienten bei der Festtafel als Weingefäße, weswegen ihre Innenseiten feuervergoldet sind.

Auffallend bei dem kleinen, bis heute überkommenen historischen Silberbestand aus dem Berliner Schloss ist die beachtliche Vielzahl und Vielfalt der Kettenflaschen, die vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert stammen. Das Flaschenpaar von Rehwendt fällt hierbei durch seine Tropfenform mit kaum eingezogener Schulterpartie auf. Die Flaschenkörper sind in Segmenten getrieben und, erkennbar an den Nähten, zusammengelötet. Beide Kettenflaschen waren im 19. Jahrhundert mit den Resten des alten Hohenzollern-Silberbestandes im Rittersaal des Berliner Schlosses vereinigt worden, wo sie neben dem großen Silberbüfett E. von Göthes auf einem der beiden Kamine standen. Die Flaschen gelangten 1919 in das holländische Exil Kaiser Wilhelms II. nach Doorn. Durch Erbgang weitergegeben, wurden sie 1993 versteigert.

Winfried Baer

Abbildung:

Thomas Rehwendt d. Ä. (gest. 1681), Paar Kettenflaschen, Silber, ziervergoldet, vor 1681
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