Spätgotischer Konvexspiegel, um 1500

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Im  Jahr 2016 öffnet das Deutsche Burgenmuseum Veste Heldburg seine Tore für Burgenfreunde, wissenschaftlich Interessierte und kleine Entdecker. Auf zunächst 1.600 qm werden in der südthüringischen Heldburg, in überregionaler Perspektive verschiedene Aspekte der Geschichte und Kulturgeschichte der Burgen vom Mittelalter bis heute präsentiert. Museal aufbereitete Baubefunde der Heldburg selbst sind in den Rundgang eingebunden und geben dem Besucher authentische Einblicke in das Leben auf der Burg. Einen großen Beitrag zur Einrichtung des Deutschen Burgenmuseums leistet das Germanische Nationalmuseum, das zahlreiche Leihgaben zu Verfügung stellt. Dank der Förderung der Ernst von Siemens Stiftung konnte für dieses Projekt eigens eine Restauratorin herangezogen werden, die sich gemeinsam mit einer ebenso finanzierten studentischen Hilfskraft der Restaurierung der über hundert Objekte widmet. Um das Thema ‚Burg‘ mit seinen vielen Fassetten zu bedienen, werden Objekte aus verschiedenen Bereichen des Lebens auf der Burg und um die Burg herum präsentiert. Darunter befinden sich sowohl Objekte aus dem täglichen Gebrauch, wie Trinkgefäße, Spielzeug und Möbel, als auch Bauteile, Waffen und Utensilien des Strafrechts. Teil der Vorbereitungen ist die Konservierung und ggf. auch Restaurierung der Objekte, die nach häufig Jahre währender Lagerung aus den Depots geholt und nach Bedarf kleineren oder auch aufwendigeren Maßnahmen unterzogen werden.

Im Juni 2015 wurde mit der Restaurierung eines spätgotischen Konvexspiegels begonnen. Dabei handelt es sich um ein besonderes Original, das, anhand zweier aufgeklebter Wappen, mit den Nürnberger Patrizierfamilien Volckamer und Behaim in Zusammenhang gebracht werden kann.

Die Untersuchungen geben Anlass zur Vermutung, dass dieses Objekt mindestens zweimal überarbeitet wurde. Die erste Überarbeitung ist im 19. Jahrhundert anzusiedeln und brachte eine Veränderung mit historistischen Gestaltungsformen mit sich. Bei der zweiten Überarbeitung handelt es sich um restauratorische Maßnahmen, also vordergründig um den bestmöglichen Substanzerhalt, was an vereinzelten Kittungen und großzügigem Leimauftrag zu erkennen ist.

Im vorgefundenen Zustand erforderte der Konvexspiegel erneut kleinere Maßnahmen. Die gefasste Holztafel, die gefasste Schnitzerei und die Spiegelscheibe wurden mechanisch gereinigt. Der fragile Pergamentring um die Scheibe wurde im Bereich der Risse zur Sicherung mit eingetöntem, säurefreiem Japanpapier unterlegt. Ein Fragment des Rings, das verdreht anhaftete, wurde mittels Befeuchtung abgelöst und am Ursprungsort fixiert. Offenliegende Fraßgänge, vor allem rückseitig, im Bereich der Rahmenkonstruktion, galt es zu festigen. Hierzu wurde ein halbsynthetisches Celluloseprodukt gewählt, welches in ansteigenden Konzentrationen injiziert, den verbliebenen Faserverbund stützen soll. Die Sprünge in der Glasscheibe konnten durch das Einbringen eines dünnflüssigen Epoxids verklebt werden.

Julia Knöpfle-Richter M.A.

Abbildung:
Julia Knöpfle-Richter mit Konvexspiegel
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg