Schmuckgitter am Nordquerhaus des Hildesheimer Doms, Anfang 18. Jahrhundert

Dom-Museum Hildesheim

Der Hildesheimer Dom wurde von 2010 bis 2014 umfangreich instandgesetzt und am 15. August 2014 rechtzeitig zum 1200-jährigen Bistumsjubiläum im Jahr 2015 wiedereröffnet. Neben seiner spektakulären Ausstattung, wie der Christussäule und den Bronzetüren Bischof Bernwards, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass der Dom zusammen mit St. Michael im Jahr 1995 in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen wurde, haben andere Teil seiner Ausstattung vergleichsweise wenig Beachtung gefunden. Dazu zählen unter anderem die Gitter des sog. Nordparadieses. Ihnen kommt ein besonderer Rang zu, bilden sie doch – im Unterschied zu den übrigen Bauteilen des Domes –ein geschlossenes Ensemble, das 1945 nicht der Zerstörung zum Opfer fiel.

Das Nordparadies, durch den Schlusstein des nördlichen Mittelschiffsjoches der Vorhalle auf das Jahr 1412 datiert, entstand als eine Stiftung des Domkellners Lippold von Steinberg zusammen mit einer angrenzenden Kapelle. Diese war für das Reliquiar der Dompatrone bestimmt – einer weiteren Stiftung Lippolds –, das sich im Dom-Museum erhalten hat. Lippold von Steinberg, der als Domkellner unter anderem für die Haushaltsführung des Domkapitels verantwortlich war, gehört zu den herausragendsten Stiftern im spätmittelalterlichen Hildesheim. Den Dompatronen, denen er 1406 ein eigenes Fest stiftete, galt seine besondere Verehrung.

Die Gitter stammen nicht aus der Erbauungszeit, wurden vielmehr zu Beginn des 18. Jahrhundert im Zuge der Barockisierung des Domes angebracht. Sie sind weitgehend unverändert auf uns gekommen. Lediglich die seitlichen Eingänge nach Osten und Westen waren seit 1945 verschlossen gewesen und dienten als Fensteröffnungen. Sie wurden nun im Zuge der Sanierungsmaßnahmen wieder reaktiviert. Zentrales Ziel der im Sommer 2014 abgeschlossenen Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen war es, die zum Teil starken Korrosionsschäden durch Witterungseinfluss, die sich über die Jahrzehnte hinweg gebildet haben, zu beseitigen.

Dr. Gerhard Lutz

Abbildungen: © Dommuseum Hildesheim, Foto: Florian Monheim.