Sammlung Ursula Block 1982-2014

Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin

Mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Ernst von Siemens Musikstiftung gelang der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin der Ankauf eines umfangreichen Konvoluts an Schallplatten von Künstler*innen. Der Bestand stammt von Ursula Block, die von 1981 bis 2014 die Ladengalerie „gelbe MUSIK“ in Berlin betrieb. Die rund 500 Tonträger umfassende Sammlung enthält zum einen Aufnahmen von Lesungen etwa von Hans Arp, Antonin Artaud und Kurt Schwitters. Zum anderen finden sich auch Beispiele, bei denen Künstler*innen nur für die Covergestaltung verantwortlich waren. Das bekannteste Beispiel hierfür ist Andy Warhol mit seinen ikonischen Entwürfen für Rockgruppen wie Velvet Underground. Wieder andere Beispiele zeigen, wie über das Motiv der Hülle eine bildliche Brücke zur Musik der Schallplatte hergestellt wird. So ziert eine Collage von Max Ernst das Cover mit Stücken von George Antheil und weißt dadurch auf die Verbindung des US-amerikanischen Komponisten zu den Bewegungen DADA und Surrealismus hin. In den allermeisten Fällen aber verstanden die Künstler*innen den akustisch-musikalischen Inhalt und die Hülle als eine Einheit. Dies gilt insbesondere für Dieter Roth und A. R. Penck, die beides für ihre Tonträger produzierten und sie noch dazu im Selbstverlag vertrieben. Andere Künstler*innen fassten die Schallplatte wiederum als Objekt auf. Am deutlichen zeigt sich dieser Aspekt in dem Schallplattenobjekt „Jouez ma pipe“ (1986) von Henning Christiansen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in dem Konvolut alle künstlerischen Herangehensweisen im Umgang mit der Schallplatte prototypisch ablesbar werden. Zudem offenbart sich auch die Bandbreite musikalischer Vielfalt unter Künstler*innen, die von E-Musik, experimentellen Ansätzen, Jazz, Rock und Punk bis hin zu elektronischen Kompositionsverfahren reicht. Der Erwerb des Bestandes von Ursula Block ist eng mit der Planung des Museums der Moderne am Potsdamer Platz verbunden. Die Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts lässt sich nicht allein mit Malerei, Skulptur und Installation darstellen, sondern auch Graphik, Gestaltung und Buchkunst und vor allem Musik gehören unbedingt dazu. Deshalb ist ihr im neuen Gebäude von Herzog & De Meuron ein eigener Raum gewidmet.

Dr. Gabriele Knapstein

Abbildung:
Schallplattensammlung,
circa 500 Tonträger,
mit Covern von Andy Warhol, Max Ernst und weiteren
© Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin