Sammlung Plettenberg

Stadtmuseum Münster

Die Sammlung Plettenberg / Ketteler ist eng verbunden mit dem Namen Ferdinand Graf von Plettenberg (1699 – 1737), der im Jahr 1706 das Familienerbe antrat und eine standesgemäße Ausstattung von Schloss Nordkirchen, dem „Westfälischen Versailles”, anstrebte. Ferdinand konnte hierbei auf umfangreiche Sammlungen seiner Vorfahren zurückgreifen, zudem war er selbst als Sammler tätig. Diese Leidenschaft fand 1733 ein jähes Ende: Ein Freund Plettenbergs tötete im Duell einen Vertrauten des Kölner Kurfürsten Clemens August, der daraufhin den schuldlosen Grafen aus allen Ämtern entließ. Nach Ferdinands Tod gelangte durch Erbgang ein erheblicher Teil des Nordkirchener Inventars an die Freiherren von Ketteler. Ferdinand von Plettenberg orientierte sich offensichtlich an der Sammlung des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel: Dies belegen auch sechs Elfenbeinreliefs aus dem Umkreis der Münchner Elfenbeinschnitzer Dominikus Stainhart (1655 - 1712) und Matthias Loth (1675 - 1738), die vom Stadtmuseum Münster mit der Sammlung Plettenberg erworben wurden. Zum weiteren Bestand von kleinformatigen Reliefs gehören zudem sechs Elfenbeine und fünf Mechelner Alabasterreliefs des 16. Jahrhundert. Die meisten Reliefs sind einheitlich in wuchtigen Profilrahmen aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts gefasst. Dies und die übereinstimmende Art der Nummerierung bestätigen, dass die Stücke wohl zu der Sammlung des 18. Jahrhunderts gehörten. Unter den Elfenbeinen befinden sich auch drei mittelalterliche, bei denen es sich um bedeutende Arbeiten aus Paris um 1300 handelt. Eine Kreuzigung (rechts) und eine Marienkrönung (links) bildeten einst ein Diptychon (vgl. Abbildungen). Dieses und das rechte Relief eines weiteren Diptychons sind die Höhepunkte der Erwerbung.

Darüber hinaus wurden 33 Porzellantableaus der Manufaktur Fürstenberg gekauft, die bis auf vier Exemplare schon seit 1989 als Dauerleihgabe aus dem Familienbesitz im Stadtmuseum Münster ausgestellt sind. Bei der Münsteraner Sammlung handelt es sich um den größten bislang bekannten Bestand solcher Tableaus. Wahrscheinlich gehörten sie zu einer heute verschollenen Kabinett-Ausstattung. Durch die Erwerbung der Sammlung Plettenberg / Ketteler verfügt das Stadtmuseum Münster nun über die umfangreichste und bedeutendste öffentliche Sammlung an Objekten aus Schloss Nordkirchen.

Barbara Rommé

Abbildung:

Kreuzigung Elfenbein, Paris um 1330, rechte Hälfte des Diptychons, 15,0 x 10,3 cm, zusammengehörig mit der Marienkrönung, Elfenbein, Paris um 1300, linke Hälfte des Diptychons, 14,8 x 10 cm
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