Rosenkranztafel Hans II. Ostendorfers, 1536

Diözesanmuseum Freising

Die 2005 mit der großzügigen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung für das Diözesanmuseum Freising erworbene Rosenkranztafel ist ein einzigartiges Zeugnis der Katholizität des Herzogtums Bayern und steht mit ihrem Bildprogramm in engem Zusammenhang mit der Konfessionalisierung des Landes. Sie bezeugt die Frömmigkeit des Herzogs  und seines durch Bildnisse und Wappen sich manifestierenden Hauses Wittelsbach und Bayern. Erst nach der Erwerbung wurde die Signatur des Malers Hans II. Ostendorfer entdeckt, der sich in München als Miniaturist  einen Namen gemacht hatte und in Diensten des Hofes stand.

Die Rosenkranztafel trägt an den oberen Ecken die Wappen Herzog Wilhelms IV. (1493-1550) und seiner Ehefrau Jacobäa von Baden (1507-1580), während sich am unteren Rand die herzogliche Familie im Gebet kniend auf das Vesperbild ausgerichtet hat. Im Mittelpunkt breitet sich ein vielgestaltiger himmlischer Rosenkranz aus, in dem die heiligste Dreifaltigkeit mit Christus am Kreuz und den in Registern aufgereihten Aposteln, Märtyrern und heiligen Jungfrauen auf schmalen Wolkenbändern erscheinen. Dieser Allerheiligenhimmel wird von Kreuzperlen und Rosetten des Kranzes sowie einer Abfolge von Bildfeldern mit der Darstellung der zehn Gebote umgeben. Nicht zu vergessen sind die Armen Seelen, die wie in einem „off“ in lodernden Flammen zwischen den Betenden und den Vollendeten um ein Gebet für sich flehen.

Bereits beim Ankauf 2005 waren konservatorische Maßnahmen zur Stabilisierung der Holztafel notwendig gewesen. Bei einer ersten Befunduntersuchung der Malerei im Jahr 2015 war deutlich geworden, dass der einstige Zustand durch frühere Eingriffe und gealterte Firnisschichten unlesbar geworden war. Insbesondere die vom Maler intendierte Differenzierung der Blattmetalloberflächen und die reiche Farbigkeit der Malerei waren unter den nivellierenden Lasuren gar nicht mehr zu erkennen.

Die nun folgenden Maßnahmen waren eine Oberflächenreinigung, die reduzierende Abnahme der vergilbten Firnisschichten und die Abnahme der mangelhaft aufgetragenen Retuschen sowie eine Konsolidierung der Farbschichten. Dabei wurden die unterschiedlichen Vergoldertechniken bei den Metallauflagen und deren beabsichtigte ästhetische Wirkung herausgearbeitet, die ganz bewusst zwischen glänzenden und matten Partien unterscheidet. Nun konnte auch nachgewiesen werden, dass der Firnis nicht auf alle Partien des Bildes in gleichmäßiger Weise aufgetragen worden war, um die Differenz der verschiedenen Glanzgrade zu betonen.

Dr. Carmen Roll


Abbildungen:
1 Detail Gesicht Zwischenzustand
2 Detail Gesicht Endzustand
3 Detail der Rosenkranztafel. von Hans II. Ostendorfer (gest. 1551), Mischtechnik auf Holz, 193 x 146 x 2,2 cm
© Diözesanmuseum Freising