Römisches Fußbodenmosaik

Archäologische Staatssammlung München

Seit 1998 ist in der Archäologischen Staatssammlung der neugestaltete Lichthof II der Öffentlichkeit zugänglich. Der Mittelpunkt der Präsentation ist ein mehr als 40 Quadratmeter großes römisches Fußbodenmosaik aus Kraiburg am Inn, dessen hervorragende Qualität, Stil und Musterwahl eine Fertigung durch Mosaizisten aus Salzburg verrät.

Das Äußere der beiden quadratischen Rahmenmotive zeigt einen „Salzburger Perlstab“, das Innere eine Efeuranke, die an den Ecken aus Kantharosgefäßen wächst. Bei der von Wolfszahnmustern und Zahnleisten umgrenzten Mosaikinnenfläche, deren Hauptmotiv aus diagonal und kreuzförmig angeordneten Rautensternen und Achteckbildern besteht, kommt die ganze Kunstfertigkeit und Detailfreude der berühmten Salzburger Werkstätten zum Ausdruck: An den Enden des kreuzförmigen Hauptmotivs liegt je ein achteckiges Bild mit dunklem Wellenband um eine von Pelten eingefasste Rosette. Daneben sind Rauten derart in Sternform um ein Kreuzmotiv angeordnet, dass der Eindruck räumlicher Tiefe entsteht. Das Kraiburger Mosaik, das zu den bedeutendsten seiner Art in Bayern gehört, zeigt diese Technik der Raumillusion auf dem hohen Niveau, wie es für die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts kennzeichnend ist.

Das 1994 in einer zentralen norischen Grenzsiedlung gehobenen Standards - an der Nahtstelle zur Provinz Rätien - entdeckte Mosaik wurde anschließend durch die Archäologische Staatsammlung und die Franz Mayer'sche Hofkunstanstalt München geborgen und fachgerecht ergänzt. Sein antikes Ambiente wird heute noch durch einen in Originalgröße rekonstruierten und eingerichteten norischen Speiseraum vermittelt, dessen Wandmalerein und Mobiliar dem Betrachter einen Eindruck von der hohen Wohn- und Lebensqualität in römischer Zeit vermitteln - auch hier im kalten Norden des Imperiums.

Ludwig Wamser

Abbildung:

Römisches Fußbodenmosaik, Kraiburg am Inn, 1. Hälfte 3. Jahrhundert n. Chr.
©Archäologische Staatssammlung München