Rimini-Altar auf dem Weg zu neuem Glanz

Liebieghaus Skulpturensammlung Frankfurt

Der berühmte Rimini-Altar, ein Frankfurter Glanzstück der Liebieghaus Skulpturensammlung wird in einem mehrjährigen Projekt umfassend restauriert. Das Liebieghaus beheimatet eine hochkarätige epochenübergreifende Sammlung von rund 3000 Skulpturen. Zu den absoluten Meisterwerken dieser Sammlung und den international renommiertesten Objekten der Mittelalterabteilung zählt der sogenannte Rimini-Altar. Der um 1430 geschaffene Kreuzigungsaltar‒ein Hauptwerk der Alabasterskulptur in Europa‒ ist eines der umfangreichsten und am besten erhaltenen spätmittelalterlichen Figurenensembles aus Alabaster. Die Bedeutung und Popularität des Altars aus Rimini lässt sich auch daran ablesen, dass er für einen Großteil der Alabasterwerke des frühen 15. Jahrhunderts in zahlreichen Museen und Sammlungen weltweit namensgebend war. Trotz der überragenden kunst- und kulturhistorischen Relevanz wurde das aus 18 Alabasterfiguren bestehende Frankfurter Ensemble bisher noch nie eingehend kunsttechnologisch erfasst. Prekär ist zudem der aktuelle konservatorische Erhaltungszustand des Altars. Aufgrund der zunehmenden Fragilität musste das Ensemble im Herbst 2015 abgebaut und eingelagert werden. Um dieses absolute Schlüsselwerk wieder aus dem Depot zu holen haben nun weitgreifende konservatorisch-restauratorische Maßnahmen begonnen. Mittels modernster Lasertechnologie wird der Altar gereinigt und in einen stabilen Zustand versetzt. Für die möglichst schonende Reinigung des hochempfindlichen Materials hat das Liebieghaus sogar einen speziellen Laser erworben. Das Zentrum des Ensembles bildet eine aufwendig gearbeitete Kreuzigung Christi, flankiert von jeweils sechs Aposteln. Die ehemals teils farbigen Bildwerke entstammen einem Altar der Kirche Santa Maria delle Grazie in Rimini und entstanden um 1430 in einer Alabasterwerkstatt im Süden der Niederlande. Die Bildwerke weisen sich durch eine ornamentierte und idealisierte Formästhetik aus, die charakteristisch für den sogenannten Schönen Stil ist, der zwischen 1380 und 1430 europaweit verbreitet war. In der realistischen Wiedergabe mancher anatomischer Details, vor allem in der schonungslosen Darstellung der gebrochenen und verrenkten Gliedmaßen, deutet sich jedoch ein stilistischer Wandel an. Hier offenbart sich ein neuartiges Interesse an Naturbeobachtung, das sich auch in der damaligen niederländischen Malerei Jan van Eycks, Robert Campins oder Rogier van der Weydens beobachten lässt und prägend für die Kunst der folgenden Jahrzehnte war.