Retabel des Georgaltars, 14. Jahrhundert

Merseburger Dom

Eingelassen in den Mauerverbund der Ostwand der Kreuzgangkapelle in der Klausur des Merseburger Doms befindet sich seit dem 19. Jahrhundert ein herausragendes steinernes Retabel aus dem 14. Jahrhundert. Es zeigt den heiligen Georg zu Pferde mit Lanze, der auf den Drachen zureitet. Das Retabel aus Sandstein wurde 1367 von Bischof Friedrich II. von Hoym (1357 – 1382) für den von Dompropst Heinrich von Oebisfelde gestifteten Georgsaltar im Merseburger Dom in Auftrag gegeben. Der Dompropst selbst ist mit Wappen als Stifter in Gebetshaltung dargestellt. In nachreformatorischer Zeit wurde es in die Westwand der Kreuzgangkapelle versetzt und war lange Zeit schädigendem Witterungseinfluß ausgesetzt. Nach ersten Sondierungen wurden strukturelle Vorfestigungen am Naturstein durch Sicherung sandender und schuppender Steinbereiche vorgenommen. Einzelne Bereiche erhielten eine konservatorische Konsolidierung der Farbfassung durch Sicherung locker aufliegender oder pudernder Farbschichten. In eingeschränktem Umfang erfolgten restauratorische Reinigungen, Abnahme lose aufliegender Verschmutzungen und Salzauflagen mittels Pinsel und Sauger. Pigment- und Bindemittelanalysen hinsichtlich der Verträglichkeit mit vorgesehenen Konservierungs- und Bestandssicherungsmaßnahmen wurden vorbereitet. Sondierende Farbfassungsuntersuchungen zur Polychromie wurde begonnen. Die Bestandsicherung des Reliefs durch Ausbau aus dem Mauerwerksverband wurde begonnen. Es wurde erkennbar, dass das Relief nicht in bestehendes Mauerwerk eingesetzt, sondern mit der erheblichen Veränderung (Vergrößerung) des Ostfensters der Kapelle mit dem an dieser Stelle neu errichteten Mauerwerk eingesetzt wurde. Die Fehlstellenergänzung an der rechten oberen Ecke rührt ebenfalls aus dieser Zeit (19.Jh.). Es wurden eine Reihe älterer Risse, lose Schalen, alte Rissverklebungen und geringe Materialstärken am Reliefstein entdeckt, die eine Gefährdung des Stückes darstellen. Aus restauratorischen Erwägungen sind weiterführende Bemühungen des Ausbaus nicht zweckdienlich, so dass dieser abgebrochen wurde. Stattdessen werden jetzt folgende Arbeitsschritte durchgeführt: Wiederherstellung und Anpassung des Mauerwerksverbandes, Schließen der größeren Relieffehlstelle, Steinkonservierung, Rissbearbeitung, Farbfassungskonservierung, Dokumentation sowie restauratorische Reinigung der Reliefoberfläche Stein und Farbfassung Als zusätzliche bestandssichernde Maßnahme ist die Neuherstellung einer gegen Niederschlag wirksamen Verdachung (Glas) vorzusehen, die eine Lesbarkeit des Reliefs besser als bisher ermöglichen wird.p>

Dr. Holger Kunde