Restaurierung des Gruppenporträts mit Wilhelm III. von Nassau-Oranien, 1660

Anhaltische Gemäldegalerie, Dessau

Das im Rahmen des Programmes „Kunst auf Lager“ in einem aufwendigen Restaurierungsprojekt befindliche großformatige Gemälde (Abb. 1) zeigt fünf Enkel des Statthalters Frederik Hendrik von Nassau-Oranien und seiner Ehefrau Amalia von Solms-Braunfels. Im Zentrum ist der spätere englische König, Willem III. (1650–1702) Prinz von Oranien zu erkennen neben seinen Cousins und Cousinen: Carl Emil Kurprinz von Brandenburg (1655–1674), Amalia Prinzessin von Nassau-Diez (1655–1695), Heinrich Casimir II. Fürst von Nassau-Diez (1657–1695) und Friedrich von Brandenburg (1657–1713), der spätere Kurfürst von Brandenburg und König von Preußen Friedrich I. (von links nach rechts). Dokumente belegen, dass das Gemälde im August 1662 fertiggestellt war. Es befand sich seit seiner Entstehung nachweisbar stets im Besitz der engen Verwandtschaft der Dargestellten. Zuerst im Besitz der Amalia von Solms wurde es 1676 an ihre Tochter Henriette Catharina Fürstin von Anhalt-Dessau (geborene Prinzessin von Oranien-Nassau) (1637–1708) vererbt. Als Gemahlin von Johann Georg II. Fürst von Anhalt-Dessau (1627–1693) residierte sie im bei Dessau gelegenen Schloss  Oranienbaum, ein Ort, der zu ihren Lebzeiten nach dem Vorbild niederländischer Städte mit der charakteristischen zentralen Ausrichtung auf den Herrschersitz repräsentativ umgestaltet und nach dem Herrschergeschlecht der Prinzessin benannt wurde.

Das Gemälde weist schwere Schäden des Bildträgers und der Farbschicht auf, die zugleich das Gesamterscheinungsbild stark beeinträchtigen. Eine spätere Dublierung der originalen Leinwand bewirkte eine auffällige Beulenbildung und Deformationen sowie Verpressungen der Malschicht. Zudem liegen teils großflächige, unsachgemäße Übermalungen und Retuschen vor, die das ursprüngliche Erscheinungsbild ebenfalls stark verunklären. Außerdem sind zahlreiche größere und kleinere Malschichtfehlstellen festzustellen.

Die bisher im Rahmen des Projektes erfolgten Firnisabnahmen lassen eine Vielzahl von Retouchen und Verkittungen, aber auch hinreichende Originalsubstanz erkennen. Auf dieser Grundlage wird eine Wiederherstellung des ehemaligen Erscheinungsbildes möglich sein. Der Aufwand ist erheblich, aber lohnend, da es sich um ein herausragendes Zeitzeugnis und um ein außerordentlich repräsentatives, höfisches Gruppenbildnis handelt, das im Bestand der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau dem ebenfalls großformatigen Gemälde der vier Töchter des Statthalter Frederik Hendrik von Nassau-Oranien, das 1666 von Jan Mijten (1613/14 – 1670) geschaffen wurde, wirkungsvoll an die Seite tritt.

Dr. Norbert Michels

Abbildungen:
1 Abraham Raguineau, Gruppenbildnis der Enkel von Frederik Hendrik van Oranje-Nassau (1584–1647) und Amalia von Solms-Braunfels (1602–1675), Öl auf Leinwand, 180 x 213 cm
2 uns 3: Details mit Schadensbildern
© Anhaltische Gemäldegalerie Dessau