Restaurierung der Riesenholzschnitte von Jan Hus und Martin Luther

Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg

Das Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg besitzt zwei der wenigen erhaltenen Riesenholzschnitte der Reformatoren Martin Luther und Jan Hus. Die ganzfigurigen, fast lebensgroßen Darstellungen entstanden um 1580 in der Werkstatt von Lucas Cranach d. J. (1515–1586). Vor ihrem Eingang in die Museumssammlung im Jahr 1856 wurden die beiden Drucke zuletzt in der Kirche in Tuttendorf aufbewahrt, wo sie wohl ungeschützt an Wänden hingen. Historische Montierungsreste – insbesondere die grobe Leinwand und Nagellöcher – verweisen auf diese alte, eventuell auch frühe Präsentation.

Das Porträt des Jan Hus befand sich in extrem geschädigtem Zustand. Es lagerte über Jahrzehnte, stark fragmentiert und verschmutzt, als Rolle und konnte nie besichtigt werden, ohne dass weitere Schäden verursacht worden wären. In Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart am Studiengang Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken auf Papier, Archiv- und Bibliotheksgut unter der Leitung von Irene Brückle wurde der Holzschnitt im Rahmen einer Masterarbeit von Leonie Müller restauriert und damit vor dem Totalverlust gerettet.  

Das Restaurierungsprojekt beinhaltete die Untersuchung, die umfangreiche Restaurierung, Montierung und Rahmung des großformatigen Holzschnitts. So konnte die Person des Jan Hus – eine Pop-Ikone des 16. Jahrhunderts – wieder erfahrbar gemacht werden. Für das ebenfalls im Besitz des Freiberger Museums befindliche, gleich große, aber gut erhaltene Porträt Martin Luther wurde in Stuttgart ein gleichartiger Rahmen nach restauratorischen Anforderungen gefertigt, sodass nach Rückkehr des Jan Hus beide Werke in der ihnen angemessenen Weise gemeinsam präsentiert werden können.

In Vorbereitung der Restaurierung war der vergleichende Blick auf die vollständige, jüngst restaurierte Gruppe der drei in der Cranach-Werkstatt entstandenen Riesenholzschnitte des Martin Luther, Philipp Melanchthon und Jan Hus am Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine wichtige Orientierung. Neben dieser historisch und ästhetisch wichtigen Einstimmung waren umfangreiche technische Vorbereitungen erforderlich, um die optimale Methode insbesondere zur Entfernung der Oberflächenverkrustungen auszuwählen. Nach Trockenreinigung und Abnahme des Holzschnitts von der Leinwand wurde der Druck einer umfangreichen, mehrstufigen Nassbehandlung unterzogen, anschließend ganzflächig mit einem Japanpapier kaschiert und in den großflächigen Fehlstellen mit gefärbtem Japanpapier ergänzt. Visuell wichtige bildliche Fehlstellen wurden mit schwarzgefärbtem Japanpapier mithilfe eines maßstabsgetreu umgerechneten digitalen Photos formgleich nachgeschnitten.

Ilka Stern

Abbildungen:
Jan Hus vor der Restaurierung
Jan Hus nach der Restaurierung