Reiterkampf - Fragment eines frühgotischen Wandgemäldes

Deutsches Burgenmuseum, Heldburg

Aus dem Besitz der Bundesrepublik Deutschland, ursprünglich des Deutschen Reiches, stammt ein abgenommenes Wandgemälde, das in den vergangenen Jahrzehnten eingerollt ein Schlummerdasein fristete. Mit Blick auf das am 8. September 2016 eröffnete Deutsche Burgenmuseum in der Veste Heldburg wurde das Wandgemälde durch die Restaurierungswerkstatt in der Fachhochschule Erfurt ausgerollt und begutachtet. Es stellte sich heraus, dass das Wandgemälde mit rund 7 Meter dreimal so lang ist wie ursprünglich angenommen und eine Ritterschlachtszene zeigt, die auf Grund der Rüstungen und Waffen eine Datierung in die Mitte oder zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts erlaubt. Mehrere mit Kettenhemden, Helmen und Schilden gerüstete Krieger zu Pferd bekämpfen sich mit Lanzen und Schwertern. Eine Entstehung des Gemäldes im 13. Jahrhundert ergibt sich sowohl aus der Form der Rüstung und der Waffen als auch aus der relativ schematischen Haltung der Pferde und der Kämpfer insgesamt. Für ein profanes Wandgemälde ist eine solche Entstehungszeit von außerordentlicher Bedeutung, die einzigen älteren Malereizyklen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die gegenwärtig bekannt sind, befinden sich in Rodenegg bei Brixen (Iwein-Sage) sowie als Wandgemälde (Secco, nicht Fresko) in Schmalkalden (ebenfalls Iwein-Zyklus).

Die Technik des Wandgemäldes als Fresko spricht für eine Entstehung des Gemäldes im alpinen oder anschließenden Bereich. Eine genauere Lokalisierung ist nicht möglich, da den einschlägigen Fachkollegen, auch der Denkmalpflege, die in den letzten einhundert Jahren in dieser Region tätig waren, nichts von der Abnahme eines solchen überaus großen Wandgemäldes bekannt ist.
Ohne eine Restaurierung kann das wertvolle Gemälde nicht präsentiert, ja, theoretisch nicht einmal in ein Depot zurückgebracht werden. Für das Deutsche Burgenmuseum wird es im Eröffnungsraum eine Hauptattraktion sein, denn es dürfte zu den bedeutendsten profanen Wandmalereien in Deutschland zählen.

Prof. Dr. G. Ulrich Großmann