Postament als weiteres Glanzstück für die Residenz München

Residenz München

Das Postament (franz. auch piedestal) ist als herausragendes Möbel des Pariser Kunstschreiners Charles Cressent und als Schlüsselwerk eines umfangreichen Möbelauftrags des Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern für die Residenz München von außerordentlicher Bedeutung. Das mit exotischen Edelhölzern furnierte und mit vergoldetem Bronzeschmuck reich dekorierte Postament ist ein charakteristisches Möbelstück der französischen Ebenisterie des 18. Jahrhunderts, deren Produkte als Luxusobjekte an den europäischen Fürstenhöfen hochgeschätzt waren. Es trägt als Hauptschmuck an der Front des Schaftes das Allianzwappen des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht (reg. 1726 – 45, seit 1742 als Kaiser) und seiner Gemahlin, der Habsburger Kaisertochter Maria Amalia, gekrönt vom bayerischen Kurhut und umrahmt von Palm- und Lorbeerzweigen. Die davon herabhängende Trophäe mit Amors Pfeilköcher und Bogen, Liebesfackel und Krone spielt auf die eheliche Verbindung des Kurfürstenpaares und den Fortbestand der Dynastie an. Ausgezeichnet durch diesen heraldischen und emblematischen Schmuck war das Postament sicher für die Aufstellung eines besonderen Schaustücks gedacht, einem Kleinmonument wie einer Büste oder Statuette oder einem kostbaren Schatzstück.

Die kraftvolle Formgebung mit bauchigem Sockel auf kräftigen Bronzefüßen, das edle Furnier, das als Folie für den vergoldeten Bronzeschmuck eingesetzt ist, und insbesondere die fein ziselierten vegetabilen, ornamentalen und figürlichen Bronzen weisen das Postament als Werk des Charles Cressent aus. Als ein Hauptmeister der französischen Kunstschreinerei der Epoche des Régence und des beginnenden Louis XV. war er schon zu Lebzeiten für seine eigenständigen Möbelentwürfe und seine qualitätsvollen Bronzen berühmt. In seinem Werk ist dieses besondere Schaustück singulär.

Die Bayerische Schlösserverwaltung besitzt in der Residenz München mit dem stilistisch homogenen Ensemble aus acht Möbelstücken, drei Uhren und einem Leuchterpaar der Zeit um 1730 den umfangreichsten musealen Sammlungsbestand dieses herausragenden Ebenisten überhaupt. Als gemeinsame Bestellung des Kurfürsten Karl Albrecht schmückten diese Luxusobjekte französischen Kunsthandwerks die bedeutendsten Räume der Residenz wie die Paradeappartements des Kur-
fürstenpaares. In diesem Kontext erhält das Postament, welches allein das Wappen des Auftraggebers trägt, seine Schlüsselstellung. Mit dem Rückerwerb kehrt dieses herausragende Stück bayerischer Identität wieder an seinen ursprünglichen Ort zurück und setzt der weltbedeutenden Möbelsammlung der Residenz ein weiteres Glanzlicht auf.

Dr. Brigitte Langer

Abbildung: Charles Cressent (1685 – 1768) zugeschrieben: Postament des Kurfürsten Karl Albrecht und seiner Gemahlin
Furnierhölzer

H. 121,5 cm
B. 47 cm
T. 34,5 cm