Pfarrkirche Irsee, Irseer Fastentücher 18. Jahrhundert

Pfarrkirche Irsee

Nur knapp 180 von ehemals über 1000 liturgischen Fastentüchern sind noch im alpenländischen Raum erhalten – allein neun davon wurden im Jahr 2000 in der ehemaligen Benediktiner-Klosterkirche, heute der Pfarrkirche Irsee, im Kreis Ostallgäu gefunden. Fastentücher verhüllten früher während der 40-tägigen Fastenzeit den Altarraum. Ursprünglich – beginnend im Mittelalter – handelte es sich lediglich um große Vorhänge von bis zu 100 Quadratmeter Größe, die den gesamten Chorraum verhüllten. Im 11. und 12. Jahrhundert waren sie noch vollkommen schmucklos, allenfalls mit einem aufgemalten oder aufgestickten Kreuz versehen. Ab dem 12. Jahrhundert setzte die bildnerische Gestaltung der Tücher ein. Auf ihnen waren dann Bildfolgen aus dem Alten und dem Neuen Testament dargestellt, die meist mit der Passionsgeschichte endeten. Im Frühbarock entwickelte sich der sogenannte „zentrale Bildtypus“ mit einer Darstellung der Kreuzigung im Zentrum, umschlossen von kleinen Bildfeldern. Im 18. Jahrhundert schließlich setzte sich der „ein-szenige Fastentuch-Typus“ durch; gleichzeitig begann man, sämtliche Altarretabeln mit derartigen Tüchern zu verhängen. Diesem letzteren Typus gehören auch die neun Irseer Fastentücher an, die Pater Magnus Remy zugeschrieben werden, der auch das Hochaltargemälde sowie die Decken- und Emporengemälde in der Klosterkirche von Irsee schuf. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege restau rierte zwei dieser Tücher und entwickelte daraus ein entsprechendes Restaurierungskonzept.
Dank der finanziellen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung haben nun alle neun Tücher wieder ihren Platz in der Pfarrkirche Irsee gefunden: Am ersten Fastensonntag des Jahres 2007, dem 25. Februar, wurden die restaurierten Tücher feierlich und für die Dauer der Fastenzeit ihrer ursprünglichen Bestimmung übergeben.

Cornelia Ringer

Abbildungen:

1. Pfarrkirche Irsee, Irseer Fastentücher 18. Jahrhundert, Endzustand
2. Pfarrkirche Irsee, Irseer Fastentücher 18. Jahrhundert, Vorzustand
© Pfarrkirche Irsee