Peter Cornelius, Kartons zu den Fresken der Glyptothek München 1824/1825

Glyptothek München

Von 1812 bis 1830 stattete Peter Cornelius den „Götter“- und den "Heroensaal" der Glyptothek in München mit Bilderzyklen aus, in denen die Antike aus dem Geist der Goethe-Zeit wiederauferstand. Das Vestibül zeigte – für das Sendungsbewusstsein des Künstlers aufschlussreiche – Motive der Prometheus-Sage. Der pädagogische Gedanke, den Museumsbesucher durch ein Freskenprogramm auf die Sammlungen einzustimmen, blieb bis in das 20. Jahrhundert hinein wirksam. Kritik an der handwerklichen und farbigen Ausführung der Fresken führte jedoch dazu, dass der Künstler bei Ludwig I. in Ungnade fiel und 1841 nach Berlin zog, wo ihn König Wilhelm IV. mit offenen Armen empfing. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Interesse an der Kunst der Nazarener und des Klassizismus erloschen. Der vielleicht bedeutendste Freskenzyklus des 19. Jahrhunderts verfiel, da man versäumt hatte, diesen gegen den in das zerbombte Gebäude eindringenden Regen zu schützen.

Die Kartons zu diesen Fresken – in Kohle auf Papier gezeichnete Entwürfe im Maßstab 1:1 – haben den Krieg, von einigen Verlusten abgesehen, überstanden. Auf ihre Ausführung verwandte der Künstler die allergrößte Sorgfalt, denn diese gezeichneten Entwürfe galten dem Künstler mehr als seine ausgeführten Fresken. Bereits 1820 bot Cornelius seine aus 50 Blättern bestehende Sammlung dem preußischen Staat zu Unterrichtszwecken an. In den Jahren 1820, 1859 und 1869 stellte die Akademie der bildenden Künste in Berlin Kartons von Peter Cornelius, autonomen Kunstwerken gleich, aus. Nach dem Tod des Malers wurden die Kartons für die Glyptothek und für den Berliner Camposanto, den unausgeführten Begräbnisplatz der Hohenzollern, in der 1876 eröffneten Nationalgalerie in eigenen Sälen gezeigt. Mit dem Einzug der Moderne in dieses Museum unter Hugo von Tschudy wanderten die Kartons nach und nach in das Depot.

Erstmals nach 70 Jahren werden nun fast alle noch erhaltenen Kartons der Öffentlichkeit wieder gezeigt. Hierfür wurden 30 Kartons in den Papierwerkstätten in Berlin und Dresden restauriert. Besonders aufwändig war die Arbeit an sechs halbrunden Riesenformaten, die aufgewickelt auf Rollen im Keller des Pergamonmuseums gestanden hatten.

León Krempel

Abbildung:

Detail Peter Cornelius, Kartons zu den Fresken der Glyptothek München 1824/1825
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