Nicolas Lancret, Bildnis der Tänzerin Maira Sallé, 1732

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schloss Rheinsberg

Maria Sallé war – neben ihrer Rivalin Marie de Camaro – die bekannteste Tänzerin der Pariser Oper und für ihren graziösen Tanzstil berühmt. Lancret nahm hierauf in seinem Gemälde Bezug, denn die Tänzerin wird rechts von drei tanzenden Frauen begleitet, die an die Drei Grazien erinnern. Sallé tanzt im Freien vor einem offenen Rundtempel der Jagdgöttin Diana. Der Bezug auf Venus – die Liebesgöttin wird gewöhnlich von den Drei Grazien begleitet – und auf Diana spielt auf zwei Eigenschaften Sallés an, die in der Öffentlichkeit hervorgehoben wurden: ihre Schönheit und ihre Keuschheit.

Nicolas Lancret malte das Porträt Maria Sallés im Jahr 1732. Voltaire hatte das Gemälde noch im Atelier gesehen und in einem Brief von dem Werk berichtet. Das Bildnis diente als Gegenstück zu einem Porträt der Marie de Camargos, das Lancret kurz zuvor fertig gestellt hatte. Camargo ist in einer betont athletischen Tanzpose dargestellt, was die unterschiedlichen Stile der beiden Tänzerinnen sofort augenfällig machte. Gleich anschließend ließ Lancret beide Porträts reproduzieren. Diese weit verbreiteten Reproduktionsstiche trugen zur Bekanntheit der Tänzerinnen und der Gemälde bei. In den 1750er Jahren befanden sich beide Gemälde noch in einer Pariser Privatsammlung, 1769 sind sie im Berliner Palais des Prinzen Heinrich nachgewiesen. Prinz Heinrich (1726 - 1802), der Bruder Friedrichs II., war ein bedeutender und gut informierter Kunstsammler. Bei seinem Tod befanden sich die Gemälde in Schloss Rheinsberg, wo der Prinz wesentliche Teile seiner Kunstsammlung konzentriert hatte. In einem Raum der Sommerwohnung im Erdgeschoss des Schlosses hingen eine große Anzahl von Porträts französischer Intellektueller und Künstler, darunter auch Lancrets Tänzerinnen. Die Sammlung von Prinz Heinrich wurde im Jahr 1802 in alle Winde verstreut. Auch die beiden Lancret-Porträts gelangten in verschiedene Privatsammlungen. Während das Porträt Camargos sich schon seit über einem Jahrhundert in der Londoner Wallace Collection befindet, tauchte das Sallé-Porträt erst vor kurzem wieder auf dem Kunstmarkt auf und konnte für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg erworben werden. Das Gemälde wird nun wieder in der Sommerwohnung des Prinzen Heinrich gezeigt.

Christoph Martin Vogtherr

Abbildung:

Bildnis der Tänzerin Maria Sallé, Nicolas Lancret, 1732
©Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg