Neuzugänge in der Grassi-Bauhaus-Sammlung

GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig

Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst hat bereits seit 1919 enge Verbindungen zum Bauhaus gepflegt. Das Bauhaus hat sich auf den Grassimessen als Institution präsentiert und zahlreiche Absolventen und Firmen, die mit dem Bauhaus zusammenarbeiteten, haben hier ihre Produkte vorgestellt. So konnten schon früh viele der Objekte erworben werden, die heute den Kernbestand der Grassi-Bauhaus-Sammlung ausmachen. Heute hat das Bauhaus mit den legendären Josef-Albers-Fenstern im Haupttreppenhaus und einer eigenen Abteilung in der Ständigen Ausstellung wieder seinen festen Platz. Absolut selten: Die Kandem-Doppelzylinderleuchte. Die Doppelzylinderleuchte wurde 1928 am Bauhaus Dessau von Marianne Brandt (1893–1983) und Helmut Schulze (1903–1995) für die Leipziger Firma Körting & Mathiesen – auch bekannt unter der Marke Kandem – entworfen. In ihrer eindeutigen Formsprache, den verwendeten Materialien Opalglas und Metall sowie durch ihre technische Ausgereiftheit verkörpert sie die Ideale des Bauhauses

Ihr Erwerb schließt eine Lücke im Bestand des Museums: Eine Kandem-Anzeige von 1929 zeigt fünf Modelle, darunter die Doppelzylinderleuchte. Die vier weiteren Modelle werden bereits seit 2012 in Dauerausstellung präsentiert, sodass die Reihe durch die Ergänzung nun komplettiert wird. Und aus einem weiteren Grund ist die Doppelzylinderleuchte für das GRASSI Museum für Angewandte Kunst von Bedeutung: In direkter Nachbarschaft liegt die von Otto Droge entworfene, 1928 fertiggestellte Gutenbergschule. Hier hingen nachweislich 16 Leuchten des Typs, von denen sich keine erhalten hat.

Erstmals nachgewiesen und öffentlich präsentiert: Der Türdrücker Modell 3690 von Mies van der Rohe. Der Türdrücker von Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) war in der Forschung bislang nur aus einem 1930 erschienenen Produktkatalog der Berliner Firma S. A. Loevy – u. a. Hersteller des Gropius-Drückers – bekannt. Carsten Sadowski, aus dessen Besitz sowohl die Leuchte als auch der Türdrücker stammen, gelang die Sensation: In einer zum Abriss freigebenden Villa in Süddeutschland entdeckte er das Modell, stellte den Zusammenhang her und konnte so erstmals einen Beleg für die Klinke liefern. Die Klinke wird zusammen mit weiteren Türbeschlägen der 1920er und 1930er Jahre präsentiert.

Dr. Olaf Thormann

Abbildungen:

1. Marianne Brandt (1893-1983), Helmut Schulze (1903-1995), Doppelzylinderleuchte, Modell 806: Metall Glas

2. Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969), Türdrucker, Metall

© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig