Münzwaage des letzten Augsburger Münzmeisters Peter Neuss

Kunstsammlung und Museen Augsburg

Zum Prüfen von Gold- wie auch von Silbermünzen auf volles Gewicht und Echtheit benötigte man eine Münzwaage. Für Kaufleute und Bankiers war sie unentbehrlich. Köln und Nürnberg waren vom 16. bis zum 18. Jahrhundert führend in der Herstellung dieser Messinstrumente. Diese prächtige Münzwaage mit reichem klassizistischem Dekor wurde in Augsburg gefertigt. Auf der Unterseite des Kastens befindet sich die Signatur des Peter Neuss (1736-1807), des letzten Münzmeisters der Reichsstadt Augsburg, die mit der Übernahme durch das Königreich Bayern 1806 auch ihre Münzhoheit verlor.

Der aus Palisanderholz gefertigte Gewichtskasten in Sarkophagform steht auf kannelierten vergoldeten Bronzefüßen. Maskarons, Blütenrosetten und Blumenfestons schmücken die Außenseiten. Das Innere enthält alle 18 originalen Münzgewichte aus Messing für Nominale verschiedener Goldmünzen (Carlin, Louis d’or, Ungarischer Dukat) sowie ein Klappfach mit kleinen Gewichtsplättchen und zugehöriger Pinzette. Die Waage selbst, deren Futteral nicht erhalten ist, hat einen Waagbalken aus geschmiedetem Stahl mit silbernen Waagschalen an gedrillten Seidenfäden. Die filigrane Aufhängung aus gebläutem Eisen und vergoldetem Messing schmücken silberne Blütengirlanden. Das untere Ende bildet ein mit Rosettenscheiben belegter Würfel mit schmaler, balusterförmiger Spitze. Die Drehachse ziert ein facettierter Bergkristall. Der frei gelassene und nur mit blauem transluzidem Email überzogene Wappenschild mit Grafenkrone deutet darauf hin, dass Peter Neuss die Münzwaage als repräsentatives Messinstrument für einen adligen Empfänger oder Käufer gefertigt hatte. Das Zwischenstück über dem Wappen ist mit silbernen Blütenfestons verziert und hat ein Ringfenster, in welchem das Zünglein des langen Zeigers erscheint. Eine urnenförmige Vase mit silbernen Blütenfestons und Lanzettblättern bildet das obere Ende der Aufhängung.

Nicht nur materiell, sondern auch in kultur- und stadtgeschichtlicher Hinsicht ist Peter Neuss’ Münzwaage eine große Kostbarkeit.

Dr. Christoph Emmendörffer

Abbildung:

Augsburg, Peter Neuss, 1791. Kasten 9,5 x 22 x 10 cm. Palisander; Bronze, vergoldet; Messing, Gebläuter Stahl, Silber, graviert, Guilloché-Email, Bergkristall, Auf der Unterseite Messingplakette mit Gravur: Verfertigt von Peter Neuss Münz Meister Anno 1791.

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