Max Pechstein, Konvolut aus Briefen und Postkarten, 1902-1931

Kunstsammlungen Zwickau

Das Max-Pechstein-Museum konnte im Jahr 2013 ein einzigartiges Konvolut an Briefen und Postkarten von Max Pechstein an seinen Freund Alexander Gerbig (1878-1948) erwerben. Damit wurde nicht nur die Pechstein-Autographensammlung maßgeblich erweitert, sondern auch die bereits vorhandene Korrespondenz an den fast vergessenen Suhler Maler vervollständigt. So sind die Zwickauer Kunstsammlungen, die 2014 das Max-Pechstein-Museum im Haus eröffnen konnten, mit der größten Autographensammlung des Künstlers auch ein Ort für die Expressionismus-Forschung geworden.

Die 119, darunter 29 illustrierte oder mit Skizzen versehene Briefe und Karten Pechsteins aus den Jahren zwischen 1901 und 1942 sowie zusätzliche Schriftstücke von Pechsteins Familie geben einen außerordentlichen Einblick in das Leben und Schaffen eines der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Die Korrespondenz enthält wichtige, für die Forschung außerordentlich bedeutsame biographische Informationen und dokumentiert darüber hinaus Pechsteins künstlerische Anregungen. Sie gibt aber vor allem einen lebhaften Eindruck von der Persönlichkeit des Künstlers. 12 dieser illustrierten Schriftstücke hat die Ernst von Siemens Kunststiftung für die Kunstsammlungen in Zwickau erworben.

Auf der Postkarte vom 5. April 1909 schrieb Pechstein aus Berlin an seinen Freund: „Lieber Alex! Dank für Deine Karte. War heute im Kaiser Friedrichmuseum alte koptische Sachen ansehen. Gruß D.[Dein] Max.“ Mit dieser kleinen Notiz vermittelt Pechstein dem gerade in Dresden studierenden Freund, was ihn als Künstler in jenen Jahren, als der Brücke-Expressionismus seine Blütezeit erlebte, besonders interessierte. Pechstein zeichnet skizzenhaft eine stilisierte weibliche Figur auf einem koptischen Teppich, den er im Kaiser-Friedrich-Museum (dem heutigen Bode-Museum) in Berlin gesehen hatte. Gerade die außereuropäische Kunst spielte für die stilistische Entwicklung der Brücke-Künstler eine besondere Rolle. Aus dieser kleinen Notiz erfahren wir, dass Pechstein nicht nur die afrikanische und pazifische Kunst (1914 reiste er sogar auf die Palau-Inseln) studierte, sondern sich auch von den koptischen Textilien der frühen Christen in Ägypten anregen ließ.

Dr. Petra Lewey

Abbildungen:
1-2 Max Pechstein (1881-1955)
Postkarte, 5. April 1909
aus Berlin an Alexander Gerbig in Dresden-A [Altstadt], Kgl. Kunst-Akademie,
Brühlsche Terrasse mit Zeichnung:
Hockender weiblicher Akt (Koptischer Wandbehang),
Feder und Tusche
14,1 cm x 9 cm

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