Marmorkopf

Deutsches Archäologisches Institut Rom

Im Jahr 1953 erwarb der damalige Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, Guido Kaschnitz von Weinberg, einen Marmorkopf, der sowohl als antik als auch als spätmittelalterlich eingeordnet worden war. Die anfängliche Fehleinschätzung, dass es sich hier um ein antikes Werk handelt, ist verständlich, weist doch der Kopf unverkennbare Züge des Kaisers Augustus und Anklänge an dessen Stirnhaarfrisur auf. Solche Bildniszitate erscheinen auch auf den Goldmünzen Friedrichs II. von Hohenstaufen (1194 - 1250), den ab 1231 geprägten „Augustalen“. Das legte die Bezeichnung des Marmorkopfs als Porträt Friedrichs II. nahe, die jedoch umstritten geblieben ist. Vielleicht handelt es sich um ein Bildnis des Kaisers Augustus aus der Zeit Friedrichs Il. oder bald danach. Unabhängig von der Benennung ist die Marmorbüste ein erstaunliches Beispiel für das antikisierende Kunstschaffen im Auftrag und Umkreis Friedrichs II. an der Schwelle zur Frührenaissance. Im Archäologischen Institut Rom stellte der eindrucksvolle Kopf von Anfang an den bedeutendsten Kunstbesitz des Instituts dar. Seit seinem Erwerb war er auf einem klobigen Travertin-Sockel - aus zwei nicht zusammengehörenden Teilen zusammengesetzt - öffentlich aufgestellt worden. Die massige Wirkung des Kopfs wurde durch die unglücklichen Proportionen des Pfeilers unangemessen gesteigert, was mit der zu niedrigen Positionierung einen ästhetisch unbefriedigenden Eindruck hervorrief. Der Neuaufstellung des Marmorbildnisses gingen restauratorische und konservatorische Maßnahmen voraus, die Frank Beuthan, Berlin, durchführte. Hierzu zählten unter anderem die Abnahme der Gipsergänzungen, die partielle Festigung und Reinigung sowie die Herstellung eines neuen Armierungssystems aus Inox. Das Porträt ist jetzt auf einem einheitlichen schlanken Sockel in angemessener Höhe aufgestellt, so dass seine Ausdruckskraft zur Geltung kommt. Ursprünglich muss der Marmorkopf in architektonischem Verband und aufgrund seiner deutlichen Überlebensgröße an höherer Stelle angebracht worden sein.

Paul Zanker

Abbildung:

Marmorkopf, Kolossale Porträtbüste Friedrich II. von Hohenstaufen (?), 1. Hälfte 13. Jahrhundert
©Deutsches Archäologisches Institut Rom