Lotte Laserstein, Weiblicher Rückenakt, 1956

Schwules Museum, Berlin

Die virtuose Ölskizze Weiblicher Rückenakt der Berliner Malerin Lotte Laserstein (1898‒1993) bereichert zukünftig die neue Dauerausstellung des Schwulen Museums. Mit dem Ankauf ist dem Museum eine interessante Erweiterung der eigenen Sammlung gelungen, es handelt sich um die Skizze zu dem verschollenen Gemälde Malerin und Modell von 1956.
Der Rückenakt zeigt eines der beliebtesten Modelle und gleichzeitig eine enge Freundin der Künstlerin: Margarete Jaraczewski, von Laserstein liebevoll Madeleine genannt, ist in zahlreichen Portraits und Freundschaftsbildern der Malerin verewigt. Die sechzehn Jahre jüngere Freundin gab Laserstein Halt und Inspiration in den schwierigen Zeiten des schwedischen Exils.

Mit nacktem Oberkörper auf einem Sofa sitzend, stützt sich die junge Frau mit dem rechten Arm ab, während sie einen Brief liest. Das rote Haar ist hochgesteckt und lässt freien Blick auf den weiblichen Rücken. Mit delikatem Pinselstrich und gedeckten Farben setzt Laserstein ihr Modell besonders sinnlich in Szene. Die Staffelei im Hintergrund lässt die Künstlerin im Bild gegenwärtig werden und knüpft auf diese Weise an das Thema Malerin und Modell an, ein konstantes Sujet in ihrem Werk.

Als Lotte Laserstein 1921 erfolgreich die Aufnahmeprüfung an der Akademie der Künste, Berlin, bestand, zählte sie zu den ersten Frauen, die dort studierten. Nach dem Studium gelang es der Künstlerin schnell, sich einen Namen in der aktuellen Berliner Kunstszene zu machen. 1930 hatte sie ihre erste Einzelausstellung in der renommierten Galerie Gurlitt in Berlin. Die gerade begonnene Karriere wurde jedoch abrupt beendet. Unter den Nationalsozialisten wurde das Arbeiten für die assimilierte jüdische Künstlerin bald unmöglich. 1937 floh Laserstein vor dem nationalsozialistischen Regime nach Schweden, wo sie einen Neuanfang versuchte.

Verwurzelt in einem figurativen traditionellen Malstil, sind heute vor allem ihre neusachlichen Bilder der Berliner Jahre bekannt. So ist es umso erfreulicher, dass nun auch eine ihrer schwedischen Arbeiten der Nachkriegszeit die verdiente Aufmerksamkeit gewinnt. Beweist es doch die Künstlerin als genaue Beobachterin des menschlichen Körpers und handwerkliche Virtuosin.

Stella Jaeger

Abbildung:
Lotte Laserstein, Weiblicher Rückenakt, Öl auf Leinwand, 46 x 38 cm
© Schwules Museum, Berlin