Krönung Mariens

Bayerische Nationalmuseum, München

Auf einer leicht profilierten Thronbank sitzt rechts Christus in faltenreichem Pulviale mit Kaiserkrone und lang über die Schultern herabfallenden Locken. Über einen altarartigen Aufbau hinweg setzt er mit ausgestreckter rechter Hand der Gottesmutter, die sich mit gefalteten Händen ehrfürchtig neigt, eine Krone auf das Haupt. Wie üblich, war das Alabaster nicht farbig gefaßt, sondern nur durch Vergoldung einzelner Teile - hier der Kronen und Haare - in seinem kostbaren Materialcharakter gesteigert.

Die Gruppe, deren genaue Herkunft nicht überliefert ist, wurde mit niederländischen Alabasterarbeiten in Zusammenhang gebracht und spiegelt ohne Zweifel Gestaltungsprinzipien der großen niederländischen Malerei und Skulptur des zweiten Viertels und der Mitte des 15. Jahrhunderts wider. Spezifische Übereinstimmungen mit einer aus Franken stammenden stehenden Muttergottes (jetzt im Frankfurter Liebieghaus) legen jedoch ihre konkrete Entstehung in fränkischem Gebiet nahe, wenn auch unter Einfluß der niederländischen Kunst. Auch in Franken gab es im 15. Jahrhundert eine Tradition von Alabasterskulptur, und zwar im sogenannten Württembergisch-Franken um Schwäbisch Hall wie auch in Würzburg, wo Arbeiten Tilman Riemenschneiders (um 1460-1531) in diesem Material die auf die vorgestellte Marienkrönungsgruppe folgende Entwicklungsstufe repräsentieren.

Rainer Kahsnitz

Abbildung: : Krönung Mariens, Mainfranken, um 1460; Alabaster; H 54 cm, Gesamtbreite 55,8cm; © Bayerisches Nationalmuseum, Marianne Stöckmann