KPM-Prunkvase mit Potsdam-Panorama

Römische Bäder, Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam

Der eiförmige Vasenkörper mit zwei Griffen steht auf rundem, eingezogenem Fuß mit quadratischer Plinthe. Die gewölbte Schulter verengt sich am Hals und weitet sich dann zu einem überkragenden Mündungsrand aus.

Der Dekor besteht aus einem vielfarbigen Panoramabild, das im Conto Buch Sr. Majestät (S. 120) mit „Panorama von Potsdam vom Telegraphenhause auf dem Brauhausberg rundherum“ bezeichnet ist. Der Brauhausberg südlich der Stadt Potsdam galt als idealer Aussichtspunkt, den die Maler des 18. Und des 19. Jahrhundert gern für ihre Potsdam-Veduten nutzten.

Der farbige, reiche Goldgittergrund, der in feinster Malerei den ganzen übrigen Vasenkörper überspinnt, geht auf einen farbig angelegten Entwurf in Originalgröße von Friedrich Wilhelm Stier (1799-1856) – Schüler des Architekten David Gilly (1748-1808)- zurück. Stier war Protagonist des Historismus. Vornehmlich aus antiken und islamischen Elementen entwickelte er eine phantasievolle Stilpalette. Die Vase ist ein vorzügliches Beispiel dieser als ornamentistisches Zeitalter bezeichneten Stilperiode.

Die Modellbenennung „Bayerische Vase“ oder „Münchner Sorte“ weist auf ein Vasenmodell der Nymphenburger Porzellanmanufaktur hin, das für dieses KPM-Modell Pate gestanden hat. Das Urbild wiederum waren griechische und unteritalienische Tongefäße des 4. Jahrhundert v. Chr. Mit Mitteln aus seiner Privatschule ließ der preußische König Friedrich Wilhelm III. die Vasen „Münchner Sorte“ zwischen 1829 und 1850 ausschließlich als Geschenke für hochrangige Persönlichkeiten herstellen. Aus dem im Conto Buch Sr. Majestät (S. 120) geht hervor, dass diese Prunkvase zu einem dreiteiligen Satz gehörte, der am 7. Juni 1836 dem Duc de Nemours, dem zweiten Sohn König Louis Philippes von Frankreich übersandt wurde.

Nur durch solche kostbaren und künstlerisch höchst anspruchsvollen Aufträge des Königs war es der Königlichen Porzellan-Manufaktur möglich, ein europäisches Spitzenniveau zu halten.

Winfried Baer

Abbildung: © Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam

KPM-Prunkvase mit Potsdam-Panorama
Modell: Münchner Sorte No 3, Berlin 1836
Porzellan mit Emaillefarben und Gold, unterglasurblaues Szepter als Marke der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin
76 cm hoch
Römische Bäder, Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam

Fotograf: Wolfgang Pfauder