Korbinian Aigner, Obstsortenbilder (Äpfel, Birnen), 1912/1960

Historisches Archiv der Technischen Universität München

Mit einer Leihgabe von 402 Apfel-Zeichnungen beteiligte sich die Technische Universität München (TUM) an der Ausstellung für zeitgenössische Kunst Documenta (13) in Kassel. Die postkartengroßen Aquarelle zeigen unterschiedliche Apfelsorten: mal rund und rotgestreift, mal spitz und blass oder grün und flachgedrückt. Sie stammen von dem bayerischen Pfarrer und Apfelkundler Korbinian Aigner. Wegen regimekritischer Äußerungen war Aigner während der Zeit des Nationalsozialismus im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Unentdeckt konnte er dort neue Apfelsorten züchten.

Zwischen 1912 und 1960 hat Aigner ungefähr 900 verschiedene Apfel- und Birnensorten gezeichnet. Ursprünglich dienten die Bilder als Hilfsmittel für die Sortenbestimmung. Der Bauernsohn aus Hohenpolding im Landkreis Erding, Priester und Zeichenlehrer im Knabenseminar des Klosters Scheyern, zeichnete mit Bleistift oder Buntstift vor und malte mit Wasserfarben oder Gouache auf Karton, teilweise auf alte Aktendeckel. Aigner züchtete selbst, trieb die Organisation des lokalen Obstbaus ab 1908 voran und war von 1950-1965 Vorsitzender des Bayerischen Landesverbands für Obst- und Gartenbau.

Seit 2000 ist die Bildsammlung in der Obhut des Historischen Archivs der Technischen Universität München, der Aigner sie 1966 vermacht hatte. Heute hat die einzigartige, geschlossene Sammlung hohen kulturhistorischen Wert und wird als Anschauungsobjekt für Artenvielfalt geschätzt. Zu den technischen und künstlerischen Aspekten wie auch zur Geschichte der Sammlung besteht noch Forschungsbedarf. Archivisch ist sie noch kaum erschlossen.

Die Bilder sind in Gruppen bzw. einzeln gerahmt oder nur auf Karton befestigt überliefert. Die Apfelzeichnungen waren bereits früher viel gereist, gemeinsam mit den diesmal im Magazin verbliebenen Birnenbildern. Nun war der größere Teil der Äpfel fünf Monate lang in Kassel zu sehen. Alle brauchen Erholung und Pflege. Wir erschließen derzeit unseren Archivbestand „Obstsortenbilder Korbinian Aigner“, geben ihn in eine Datenbank ein und machen ihn damit besser nutzbar. Rahmen und Gläser werden abgenommen, die Blätter gereinigt, alte Montierungen und Klebstoffe entfernt. Die Blätter werden einzeln neu verpackt und in ihren ursprünglichen Zustand als Kartei versetzt. Anschließend werden sie in hoher Qualität digitalisiert. Die digitalisierten Reproduktionen dienen langfristig dem Schutz der Originale. Das Historische Archiv TUM ist mit dieser Präsentationsform, wie sie heutige Nutzer selbstverständlich erwarten, endlich auf der Höhe der Zeit.

Dr. Margot Fuchs

Abbildung:

1. Restaurator bei der Arbeit

2. Hängung der Bilder auf der documenta 12

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