Kopien der Löwenskulpturen an der westlichen Residenzfassade, spätes 16./frühes 17. Jahrhundert

Staatliche Verwaltung der bayerischen Schlösser, Gärten und Seen, Residenz München

1569 erhielt die florentinische Künstlergruppe mit Antonio Ponzano, Allesandro Scalzi und Carlo di Cesare del Palagio unter der Leitung des aus den Niederlanden stammenden Vasari Schülers Friedrich Sustris den Auftrag, den neu errichteten Stadtpalast für Hans Fugger glanzvoll nach der neuesten Mode „all’antica“ auszuschmücken.

Von der ganzen Pracht blieben nach baulichen Veränderungen im 19.Jhd. (Einzug einer Zwischendecke im Festsaal) und den verheerenden Kriegszerstörungen von 1944 nur noch teilweise die beiden erdgeschossigen „Badstuben“ sowie die hier näher zu behandelnde Schürkammer erhalten. Letztere befindet sich anschließend am reich dekorierten Zodiakusraum und dürfte neben dem Kaminzugang auch die Funktion eines geheimen Zugangs erfüllt haben. Die kleine Kammer verfügt über eine zwar stark reduzierte, aber immer noch bemerkenswerte originale, polychrome Groteskenmalerei an Wand und Gewölbe. Dank einer 1881 durchgeführten Bauaufnahme sind wir über den ursprünglichen Zustand gut informiert (Abb1). Die Wahl des phantasievollen Motivschatzes der Wandmalereien, deren universale Ordnung und deren Vermittlung beruhen, wie in dem benachbarten Zodiakus-und Musenraum auf neuplatonischen Gedankengut, das wesentlich zum Verständnis der Renaissance beiträgt und als deren Resonanzboden gilt. Die manieristischen Wandmalereien im Fuggerhaus zu Augsburg nehmen eine Vorreiterrolle ein für das spätere Schaffen Sustris‘ am herzoglichen Hof in Landshut und der Residenz in München.

Der Zustand der Wandmalerei war in einem besorgniserregenden Zustand, so dass schnelles Handeln vordringlich war. Die wichtigsten Schritte bestanden in der Stabilisierung und Konservierung der teilweise stark beschädigten Wandmalereien. Die Methodik bestand in der Reinigung , Abnahme alter Retuschen und gipshaltiger Kittungen sowie der Reduzierung im Putz befindlicher bauschädlicher Salze mittels Kompressen (Ammonium-Carbonat-Methode). Eine farblich zurückhaltende Ergänzung sowie eine farbliche Reintegration der Fehlstellen bilden einen wichtigen Schritt zur Wahrnehmung der Raumarchitektur (Abb.2). Somit stellt diese restauratorische Vorgehensweise den Übergang zum Erscheinungsbild der anschließenden Prachträume dar.

Bernt von Hagen

Abbildung:

Hubert Gerhart (um 1540/1550 – 1620), Kopien der Löwenskulpturen an der westlichen Residenzfassade, spätes 16./frühes 17. Jahrhundert. Bronzeguss.

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