"Kleines Selbstbildnis (ohne Hut)" von Anselm Feuerbach, 1846
Museum Geburtshaus Anselm Feuerbach, Speyer
Wenige Künstler haben sich öfter selbst porträtiert als Anselm Feuerbach (1829 *Speyer). Allein im Jahr 1846 entstehen rund zehn Bildnisse. Es ist das zweite Jahr seiner Ausbildung in der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er bei Wilhelm von Schadow die Grundlagen der Historienmalerei erlernt und bei Karl Sohn die Porträtmalerei. Der Lehrer legt Wert auf Schönheit, Anmut und Eleganz; venezianische und flämische Einflüsse sind erkennbar.
Die Ergebnisse seiner Bemühungen, die mal besser, mal schlechter gelingen, schickt er nach Hause zu den Eltern, den Großeltern, an Verwandte und Freunde. Stiefmutter Henriette schwärmt: „Zu Weihnachten schickte er uns sein wunderhübsch gemaltes Porträtchen, mit dem schwarzen Hütchen, wie er es hier trug. Das Bild ist reizend, erinnert in der Art der Anlage an die Van Dyck’schen Porträts, so lieblich und vornehm guckt es aus dem goldenen Rähmchen heraus (…)“ (Hermann Uhde-Bernays, Henriette Feuerbach. Ihr Leben in ihren Briefen, München 1920, S. 110).
Auch ohne Hut spielt Feuerbach mit dem Van Dyck’schen hell-dunkel-Kontrast und bringt die vom Lehrer geforderte Eleganz ebenso unter wie die Sehnsüchte eines 17-Jährigen. Henriette Feuerbach beschreibt ihn in einem Brief an eine Freundin: „Er ist sehr schön geworden, ganz antik, und sieht aus wie ein junger Apoll, eine frische, ganz selbständige Natur – trotzig kühn, weich, wild, zart, stolz, demütig, heftig, ungeduldig, rücksichtslos, und doch im Ganzen gleichmäßig artig, anständig, die angenommenen Formen des Lebens skrupulös einhaltend, übermütig, lustig, erst und tief melancholisch, feurig leidenschaftlich und doch Maß haltend in allem, was die Jugend herrlich und unbequem macht (…).“ (Hermann Uhde-Bernays, Henriette Feuerbach. Ihr Leben in ihren Briefen, München 1920, S. 102).
Das Selbstbildnis ohne Hut ergänzt die Sammlung an frühen Werken im Museum Geburtshaus Anselm Feuerbach. Neben dem „Selbstbildnis mit Turm im Abendrot (1846)“ und dem „Selbstbildnis als südländischer Fischerknabe (1846)“ sticht es durch seine Qualität heraus, die auf den großen Maler verweist, der Feuerbach erst noch werden sollte.
Mira Hofmann
Abbildung 1: Anselm Feuerbach, Kleines Selbstbildnis (ohne Hut), 1846, Öl auf Leinwand, 21 x 17 cm (Bildmaß), Museum Geburtshaus Anselm Feuerbach, Speyer.
Abbildung 2: Raumaufnahme der Ausstellungssituation
Fotoaufnahmen © Mira Hofmann

