Karl Schmidt-Rottluff, Fünf Graphiken, 1908-1920

Kunstsammlung Chemnitz

Karl Schmidt-Rottluff, Mitbegründer der Künstlergruppe „Brücke“ (1905-1913), ist einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein bildnerisches Werk wird stilistisch dem deutschen Expressionismus zugeordnet, zu dessen Pionieren er mit einem umfangreichen Œuvre zählt. Für die Stadt Chemnitz ist es daher ein Glücksfall, dass sie der Geburtsort einer derart außergewöhnlichen Persönlichkeit sein darf.

Karl Schmidt-Rottluff wurde am 1. Dezember 1884 in Chemnitz-Rottluff geboren. Bereits während der Schulzeit war die außergewöhnliche intellektuelle und künstlerische Begabung Karl Schmidts aufgefallen. Sein zeichnerisches und druckgrafisches Werk bildet zweifellos einen Höhepunkt im Sammlungsbestand der grafischen Sammlung. Durch den Ankauf von 5 Druckgrafiken mithilfe der Siemensstiftung sind herausragende neue Blätter hinzugekommen, die Zeugnis seines künstlerischen Weges in wichtigen Schaffensperioden sind. Als Höhepunkt im Konvolut der Erwerbungen gilt der Holzschnitt Dangast Dorf aus dem Jahre 1911. In diesem Jahr hat der Künstler zu seiner individuellen Formensprache gefunden, die sich in flächenhafter Reduktion von Form und Antithetik von tiefschwarzer und weißer Fläche ausspricht. Dieser Holzschnitt ist ein Beispiel aus jener Werkgruppe, in der Schmidt-Rottluff dem deutschen Expressionismus zur Weltgeltung verhalf.

Mit der Technik der Radierung setzt sich der Künstler, wohl auf Anregung Emil Noldes erstmalig 1907 auseinander. Ein Jahr später sind die „Häuser aus Chemnitz“ datiert. Mit den Radierungen Weiblicher Akt von 1915 und Hohe Bäume und Haarflechtende aus dem Jahre 1920 zeigt sich ein souveräner Radierstil, der verdeutlicht, dass diese von Schmidt-Rottluff selten benutzte Drucktechnik im Ausdrucksgehalt den anderen künstlerischen Ergebnissen adäquat zur Seite steht.

Ingrid Mössinger

Abbildung:
Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976)
Dangast Dorf, 1911
Holzschnitt
Druckmaß: 39,5 cm x 50 cm
Blattmaß: 49,8 cm x 60 cm
WVZ Schapire H 58

© Kunstsammlung Chemnitz