Kammerkapelle des Schlosses Schleißheim, 17./ 18. Jahrhundert

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, Schloss Scheißheim

Die 1724-1726 ausgestattete Kammerkapelle im Appartement der Kurfürstin gehört zu den wertvollsten Raumschöpfungen im Neuen Schloss Schleißheim. Bei Betreten des Raumes wird der Eindruck zunächst durch die Wandflächen bestimmt, die vollständig mit regelmäßig gegliederten Scagliolaarbeiten des Hofmarmorators Wilhelm Pfeiffer (genannt Fistulator) verkleidet sind. Erst mit Blick in den von Johann Baptist Zimmermann geschaffenen, mit eleganten, vergoldeten Stuckzierraten reich überzogenen Deckenspiegel öffnet sich der Raum zu einer ovalen Laterne, die den Einblick in einen darüber liegenden Umgang mit dem Deckengemälde der „Dreifaltigkeit“ von Nikolaus Gottfried Stuber ermöglicht. Die Laternenöffnungen sind mit lebendig bewegten Stuckfiguren besetzt. Das zur ursprünglichen Ausstattung der Kapelle gehörende Altarblatt „Himmelfahrt Mariae“ stammt aus der Werkstatt des Peter Paul Rubens.

Als direkte Folge der Beschädigungen im zweiten Weltkrieg und der damit verbundenen Durchfeuchtungen der Raumschale wurden die empfindlichen Vergoldungen des Deckenstucks schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach ersten Reparaturen der Nachkriegszeit schritten die Schäden weiter fort. Neben Schadsalzausblühungen zeigten sich teils großflächige schollenförmige Ablösungen der Grundierungsschichten und Fassungsverluste.

2008 wurde im Zuge des Bauunterhaltes damit begonnen, die Vergoldungen des Deckenstucks in Teilabschnitten zu konservieren. Dabei kamen ausschließlich Verfahren zur Anwendung, die dem Erhalt des überkommenen Bestandes und dem Vorbeugen weiterer Substanzverluste dienen. Durchgeführt wurden eine Oberflächenreinigung, die Festigung bzw. Konsolidierung abgelöster und mürber Putz- und Stuckpartien sowie die Festigung abgelöster Grundierungs- und Fassungsschichten. Nach mehreren kleineren Ausführungsabschnitten in den vergangenen Jahren konnten die Sicherungsmaßnahmen dank der Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung 2012 wieder aufgenommen und rechtzeitig zur Feier des 350. Geburtstages Kurfürst Max Emanuels abgeschlossen werden. Darüber hinaus war es möglich, an der Deckenfläche ein großflächiges Muster im Sinne einer über die Konservierung hinausgehenden Restaurierung anzulegen. Diese, sowie eine Restaurierung der Wandgemälde im Umgang, wäre eine wünschenswerte künftige Option.

Stephan Wolf

Abbildungen:

1. Blick in die Kuppel; Deckenausschnitt nach Abschluss der Konservierungsarbeiten.

2. Zustand nach der Konservierung. Oberfläche gereinigt, Grundierungsablösungen gefestigt und niedergelegt. Fehlstellen in der Grundierung wie beispielsweise rechts unten werden nicht gekittet.

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