Johannes der Täufer vor der Silhouette von München zieht ins Stadtmuseum

Münchner Stadtmuseum

Das Gemälde zeigt Johannes den Täufer in Halbfigur vor dem Hintergrund der Frauenkirche und des Schrannenplatzes, dem heutigen Marienplatz. Die Vedute folgt der Ansicht von Matthäus Merian für die „Topographia Bavariae“ von 1644. Die von einem Fell und einer Tunika verhüllte Nacktheit des Dargestellten, das lange zottige Haupthaar und der wilde Bart spielen auf das Eremitendasein des hl. Johannes als Prediger in der Wüste an. Ebenso sind das Lamm und der Zeigegestus kennzeichnend für den Täufer.

Die ungewöhnliche Verbindung des Heiligen mit einer Vedute von München verweist auf Sandrarts signierten und mit 1646 datierten Verkündigungsaltar in einer der Seitenkapellen der Münchner Frauenkirche, der so genannten Mändlschen Grabkapelle. Die Predella des Altars wiederholt auf der linken Seite die Darstellung des Täufers, auf der rechten Seite erscheint die hl. Cäcilie an einem Portativ musizierend. Zwischen den beiden Halbfiguren fällt der Blick auf die Ansicht des Schrannenplatzes, ebenfalls gestaltet nach Matthäus Merian, aber nun in einem erweiterten Ausschnitt. Das Zentrum des Predellenbildes ist die Mariensäule. Johannes der Täufer und die hl. Cäcilie sind die Namenspatrone der Stifter des Altars, des Juristen und Präsidenten der Hofkammer Johann Mändl von Deutenhofen (1588 - 1666) und seiner Ehefrau Cäcilie (geb. 1592). Die zentrale Stellung der acht Jahre zuvor 1638 geweihten Mariensäule fügt sich zu der Annahme, dass ihre Errichtung auf eine Initiative Johann Mändls zurückgeht, der ein enger Vertrauter Kurfürst Maximilians I. war. Maximilian I. hatte als Einlösung eines Gelübdes die Mariensäule gestiftet, um damit Dank abzustatten, dass seine Residenzstadt während des Dreißigjährigen Kriegs von schwerem Unheil verschont geblieben war. Sicher liegt auch diesem Gemälde ein Auftrag Johann Mändls zugrunde. Durch die Verknüpfung mit der Geschichte Münchens im 17. Jahrhundert fügt es sich als große Bereicherung in idealer Weise in die Schausammlung des Stadtmuseums ein. In seiner malerischen Qualität übertrifft es die Darstellung auf der Predella in der Mändlschen Kapelle. Das Bild ist zweifellos als eigenhändiges Werk von Joachim von Sandrart anzusehen.

Johanna Müller-Meiningen

Abbildung:

Johannes der Täufer vor der Silhouette von München, Joachim Sandrart, um 1646
© Münchner Stadtmuseum, Sammlung Graphik/Gemälde (erworben aus den Mitteln der Ernst von Siemens Kunststiftung)