Johann Wilhelm Niedlich, Groteskenmalerei Schloß Paretz 1798

Schloss Paretz

Schloss Paretz ist Teil eines der bedeutendsten Architekturensembles der Landbaukunst in Preußen um 1800. Es wurde anstelle eines alten Herrenhauses 1797 nach Plänen von David Gilly und unter Mitarbeit von dessen Sohn Friedrich neu errichtet. Schon nach wenigen Monaten waren die Räume des Kronprinzenpaars Friedrich Wilhelm und seiner Gemahlin Luise im neuen „herrschaftlichen Haus“ bewohnbar. Das übrige Interieur folgte im zweiten Baujahr. Der Neubau des ganzen Dorfes war 1804 vollendet.

Die Paretzer Innenräume erlangten Berühmtheit wegen ihrer Tapeten aus Berliner Manufakturen. Die wichtigsten konnten 1947 vor einer neuen Nutzung und vor Umbauten des Schlosses abgenommen und in Sanssouci deponiert werden. Um sie nach ihrer aufwändigen Restaurierung am ursprünglichen Ort anbringen zu können, erwarb das Land Brandenburg 1996 das Schloss und ließ Fassaden und Räume durch Rückbaumaßnahmen wiederherstellen.

Nach Anbringung der Tapeten und Einrichtung mit teils noch originalem Inventar der Räume und teils der Zeit entsprechendem Inventar entfalten die Zimmer der königlichen Wohnung wieder ihren ursprünglichen Zauber. Es wurde jedoch offensichtlich, dass die ungegliederten Flächen der Kaminachsen die Raumwirkung beeinträchtigen. Bislang konnten an drei Kaminen die Stuckarbeiten und eisernen Gitter rekonstruiert werden. Ursprünglich wiesen die darüber liegenden Flächen ornamentale Malereien auf.

Seit 2001 sind im Gartensaal, dem bekanntesten Raum in Paretz, die reizvollen Tapeten mit ihren Blütenbäumen wieder zu sehen, die 1797 in der Firma Aron Wessely, Berlin, gemalt worden waren. Um die Geschlossenheit des Eindrucks auch durch ein gemaltes reversibles Kaminstück zu vervollkommnen, wurde einem von Thomas Tapp und Werner Puschmann 2002 vorgelegten Rekonstruktionsentwurf zugestimmt. Die Umsetzung erfolgte durch W. Puschmann im September 2004 auf Papier, das auf Leinwand kaschiert und danach auf die Putzfläche des Kaminspiegels aufgebracht wurde. Die ursprünglich direkt auf Putz gemalte zeittypische, frühklassizistische Groteskenmalerei hatte der Berliner Architekturmaler Johann Wilhelm Niedlich ausgeführt, ein Bruder des Lehrers an der Berliner Akademie der Künste Johann Georg Niedlich, mit dem er 1794 nach Italien reiste.

Adelheid Schendel

Abbildung:

Johann Wilhelm Niedlich, Groteskenmalerei Schloß Paretz 1798
© Schloss Paretz